Knatsch um den Antikriegstag

■ Weil dem DGB Ludwigshafen ein Redner der Grünen nicht grün war, bleibt er dem Antikriegstag fern / Die IG Chemie setzte sich durch / Eine Ersatzveranstaltung wurde fix organisiert

Ludwigshafen (taz) - Der DGB Ludwigshafen bleibt erstmals dem morgigen Ludwigshafener Antikriegstag fern. Ein entsprechender Antikriegsaufruf, in dem der DGB ursprünglich die Schirmherrschaft übernehmen wollte, wurde zurückgezogen und die Veranstaltung auf dem Rathausvorplatz abgesagt. Der Grund für den Rückzug: ein interner Knatsch, vor allem mit der IG Chemie in der BASF-Stadt Ludwigshafen. Die IG Chemie hat dort innerhalb des DGB die stärkste Lobby.

Für Hans-Dieter Brand, Geschäftsführer der IG Chemie Ludwigshafen, stellt sich „auch beim Antikriegstag“ die Frage der „Bündnisfähigkeit“ seiner Gewerkschaft. Er will „nicht mit industriefeindlichen Splittergruppen zusammenarbeiten und denen dabei helfen, sich zu profilieren“. Zu diesen Splittergruppen zählt er die „Demokratischen Sozialisten“, einige Bürgerinitiativen (BIs) - und vor allem die Grünen.

Der besondere Unmut der ChemiegewerkschafterInnen gilt dem Giftgasblockierer und Ex-Grünen-MdB Roland Vogt, der vom DGB für den Antikriegstag als Redner verpflichtet worden war. Vogt, so meint Brand, habe zu seinen Bonner Zeiten „nicht gerade arbeitnehmerfreundliche Standpunkte vertreten“. „Es hätte doch auch andere Redner gegeben“, fährt Brand fort und denkt an „den Ludwigshafener Oberbürgermeister Ludwig (SPD)“. Schon als der Antikriegsaufruf des DGB als Flugblatt erschien, hätten sich Genossen aus der SPD bei ihm beschwert, weil auch die Grünen-Stadtratsfraktion das Flugblatt unterzeichnet hatte.

DGB-Kreischef Karl Bundschuh war wegen der scharfen Ablehnung in der IG Chemie offensichtlich sehr verdutzt. Er selbst hatte Vogt zum Redner bestellt, nachdem er keinen anderen gefunden hatte. Nach dem Chemie-Veto zog er nicht nur den Aufruf zurück, wie von der IG Chemie gefordert, sondern blies gleich die ganze Veranstaltung ab, ohne sich um einen Kompromiß zu bemühen. Im rheinland-pfälzischen DGB -Landesverband stößt das auf Unverständnis.

Der Ludwigshafener Antikriegstag wird dennoch steigen. BIs aus dem „Friedensforum“ haben spontan eine Ersatzveranstaltung organisiert. Sie beginnt am Samstag um 12 Uhr auf dem Karl-Wagner-Platz in Ludwigshafen. Auch beim Redner Roland Vogt ist's geblieben. Themen sind die Giftgasabzüge, die Tiefflüge und die Rüstungskonversion. Außerdem wollen sich irakische StudentInnen zur Lage im Golf äußern.

Joachim Weidemann