Janus mit im Spiel

■ Werder Bremen siegte dank Schutzgott 3:1 gegen HSV

Gründlich mißverstanden haben müssen Werder Bremens Spieler ihren Trainer Otto Rehagel. Janus, den doppelköpfigen römischen Schutzgott der Ein- und Ausgänge empfahl er ihnen als Maskottchen für die neue Saison. „Nach hinten sichern, nach vorne zielen,“ hatte er als Spieldevise ausgegeben. Und: „Auf die hintere Tabellenhälfte wollen wir schnell zurückschauen können, mit der Spitze Blickkontakt halten.“ Die in dieser Saison vom Publikum vermißten Europa -Pokalspiele sind Ziel Werders.

Mit dem Blick nach vorn klappt es aber nur im Weserstadion. Der Hamburger SV wurde am Samstag mit 3:1 zurückgelassen im Abstiegsbereich. Auswärts dagegen, wie in Köln, schützte Janus Ein- und Ausgänge der Gegner und nicht Oliver Recks Tor. Am Torwart allerdings liegt es nicht, wenn Werder die Saisonziele bisher so gründlich mißverstanden hat. Es sind mehr seine Vorderleute in Verteidigung, Mittelfeld und Angriff. Auch im Heimspiel gegen den HSV deutete sich vor allem in der 1. Hälfte an, warum Werder so gespalten spielt: Die Spieler verlassen sich zu sehr auf ihren Schutzgott. Die alte Parole „Selbst ist der Mann“ ist aus ihrem Spielverstand gestrichen.

Der Hamburger Co-Trainer Möhlmann, früher Werders Mannschaftskapitän, brachte es auf den Punkt: „Werder hat nicht gewonnen, weil es gut spielte, sondern weil wir so zaghaft waren.“

Aber gab es nicht in der 2. Halbzeit Hoffnung? Schien der Blick nicht nach vorn gerichtet? Half Janus nicht das Bremer Tor zu schützen? War Sauer nicht perfekt am Ball und Eilts als Libero kampfkräftig wie drei Hamburger, Rufer der perfekte Zuspieler für Allofs, Herrmann mit Weltmeisterglück? Ja, Ja, Ja. Aber wie, wenn in Frankfurt nächste Woche Werder sich wieder auf Janus verläßt? Dann werden Bein und Möller und Binz erneut alle Werder Tore öffnen. Also Jungs: Hinten sichern, vorne treffen. Das bringt's.

Dieter Mützelburg