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Offener Brief

■ ...an die Entwender des „Tisches“ aus der taz

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Leute!

Aus der taz vom 27. August haben wir erfahren, daß Ihr am Tage davor aus deren Räumen den großen Konferenztisch entwendet habt. Dieser Tisch ist deshalb „legendär“, weil er ein traditionsträchtiges Requisit der Berliner Linken seit den Jahren der Studentenbewegung am Ende der sechziger Jahre ist.

Ursprünglich haben wir diesen Tisch bei der Gründung des „Sozialistischen Anwaltskollektivs“ im Jahre 1969 zusammen mit Horst Mahler angeschafft. An diesem Tisch wurden dann in der Meierottostraße 1 zusammen mit unseren Mandanten Prozeßstrategien in Zusammenhang mit den damaligen politischen Strafverfahren entwickelt.

Wenige Jahre später ging dieser Tisch - zu treuen Händen an die damalige Kommune 1 in der Moabiter Stephanstraße 60, wo Fritz Teufel, Rainer Langhans, Dieter Kunzelmann und andere, die vielleicht heute nicht mehr genannt sein möchten, die Einheit von Privatleben und politischer Praxis ausprobierten.

Entwa 1974 zog in diese Räume das „Sozialistische Zentrum“ ein. Nun diente dieser Tisch als Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen um Organisation und Strategie linker, sozialistischer Politik. Die Vorläufer autonomer Gruppen, Parteiinitiativen, die „Rote Hilfe“, die „Schwarze Hilfe“ haben an ihm getagt. Manche derer, die an diesem Tisch saßen, sind heute im Knast - andere sitzen (für die Grünen) im Bundestag.

Bei der Gründung der taz haben wir diesen Tisch der Redaktion zur Verfügung gestellt, weil sie, wie sie richtig schrieb, von uns als legitimer „Erbe der Studentenbewegung“ angesehen wurde. Nicht richtig allerdings ist die Meinung der Redaktion, daß dieser Tisch ihr Eigentum sei. Vielmehr hatte auch sie ihn nur anvertraut bekommen.

Nun habt Ihr ihn.

Nach allem, was gesagt wird, gehört Ihr zu der Hausbesetzerszene in der Mainzer Straße in Berlin -Friedrichshain. Wenn das so ist, und Ihr tatsächlich eine nützliche Verwendung für diesen Tisch habt; wenn Ihr ihn nicht verheizen oder verkloppen wollt, sondern den Etappen, die seine Tradition prägen, eine neue anfügen wollt, so sei er Euch hiermit zu treuen Händen überlassen.

Die Geschichte ist weitergegangen. Es ist nicht ohne Logik, wenn nun dieser Tisch für Gruppen nützlich ist, die ihren Beitrag dazu leisten, daß die jetzige Entwicklung in Deutschland nicht nur von oben oder von den allseits aktiven Vereinigungsgewinnlern beherrscht wird.

Wir schreiben diesen Brief auf diesem Wege, weil Ihr bisher anonym seid, so daß wir ihn nicht adressieren können. In diesem Sinne mit guten Grüßen

Christian Ströbele, Klaus Esche

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