Es rauscht im russischen Blätterwald

■ Maxwell wird Teileigner von 'Liternaturnaja Gazeta‘ / Start neuer Wochenzeitungen

Stockholm (taz) - Der britische Medienbaron Robert Maxwell investiert nach seinem Engagement in Ungarn und der DDR nun auch in der Sowjetunion. Diese Neuigkeit gab er in einer Rede auf der 100-Jahr-Feier des schwedischen Verbands der Papierindustrie letzte Woche in Stockholm bekannt.

Perfekt ist bereits ein Einkauf als Teileigentümer in die bekannte Kulturzeitschrift 'Literaturnaja Gazeta‘. Weit fortgeschritten seien darüber hinaus die Pläne zur Herausgabe einer russischsprachigen, täglich erscheinenden Wirtschaftszeitung mit dem Titel 'Weltwirtschaft‘.

Vom Zeitungspapierkonsum her sieht Maxwell in Osteuropa und der Sowjetunion die Länder der Zukunft: Von bislang 1,7 kg je Einwohner nimmt er an, daß man diesen - wenn auch nicht ausschließlich durch seine Blätter - in drei bis vier Jahren zumindest verdoppeln könnte. Auch dann wird aber noch ein gewaltiger Abstand herrschen zu den SchwedInnen: Mit 44 kg Zeitungspapier im Jahr sind sie die größten Papierschlucker Europas.

Reinhard Wolff

Neue Moskauer Zeitschrift erschienen

Moskau (tass) - „Die Rede- und Meinungsfreiheit - nicht nur Glasnost schlechthin - müssen in der Praxis verwirklicht werden“, erklärte der Chefredakteur des Wochenblattes 'Stoliza‘ (Die Hauptstadt), Andrej Malygin, auf einer internationalen Pressekonferenz in Moskau, auf der das neue Zeitschriftenprojekt vorgestellt wurde.

Als „Wochenzeitschrift des Moskauer Stadtsowjets“ soll das Blatt trotzdem ein unabhängiges, auf wirtschaftliche Rechnungsführung gegründetes Presseorgan werden.

Die erforderlichen Mittel sollen durch die Veröffentlichung von Werbung und den Verkauf von redaktionellen Informationen erwirtschaftet werden.

Zur Erläuterung des Programms der Redaktion sagte Malygin, die Wochenzeitschrift wolle sowohl die Probleme der Millionenstadt Moskau als auch algemeinpolitische Probleme behandeln. Geplant ist eine Auflage von 300.000 Exemplaren.

Das staatliche Komitee der UdSSR für Presse- und Verlagswesen hat die 'Stoliza‘ als unionsweites Presseorgan registriert. Das am 1.August in Kraft getretene neue liberalisierte Pressegesetz erleichtert die Herausgabe von Publikationen. Gleichzeitig verdoppelten sich die Preise zahlreicher Publikationen wegen gestiegener Papier-, Druck und Vertriebskosten.