Kampf um Neapels Müll

■ Müllmänner nach Drohungen der Camorra unter Polizeischutz gestellt

Rom (taz) - Eine neue Variante der neapolitanischen Camorra-Herrschaft: Wer sich als von ihr nicht autorisierter Müllmann auf der Straße sehen läßt, bekommt mit der P 38 oder der Kalashnikov, ersatzweise mit einem langen Messer oder kräftigen Stockhieben zu tun. Weil die Stadtverwaltung gewagt hatte, einige nicht mit den kriminellen Banden liierte Firmen mit der Beseitigung des überschwappenden Mülls zu beauftragen, bekamen die neuen Abfallbeseitiger so viele Drohungen, daß sie ihre Arbeit einstellten. Die Sicherheitsbehörden haben daraufhin Polizeieskorten für die nächtlichen Reinigungsarbeiten verfügt: Mehr als hundert Polizisten in Uniform und mit Sirenenwagen begleiten seither die etwa zweihundert Nacht-Müllmänner.

In den ersten Nächten ist es zu keinen Zwischenfällen gekommen. Nach Ansicht von Mafia-Experten geht es der Camorra auch nicht so sehr um das Müllproblem, sondern darum, deutlich zu machen, wer in Neapel den Arbeitsmarkt beherrscht.

Werner Raith