Südafrikas Polizei prüft sich selbst

■ Interne Kommission soll Vorwurf der Parteilichkeit überprüfen / ANC fordert Gerichtsverfahren

Aus Johannesburg Hans Brandt

Der Druck auf Südafrikas Polizei, beim Umgang mit politischen Protesten zurückhaltender und neutraler aufzutreten, hat sich am Wochenende verstärkt. Präsident Frederik de Klerk kündigte am Sonntag an, daß Vorwürfe polizeilicher Parteilichkeit bei Kämpfen zwischen „rivalisierenden Schwarzengruppen“ im August unter Aufsicht des Ministers für Recht und Ordnung, Adriaan Vlok, untersucht werden sollen. Dies folgt auf die scharfe Kritik an der Polizei in einem am Samstag veröffentlichten Bericht über die Erschießung von elf Menschen in Sebokeng im März. Der ANC hat gefordert, daß alle an dem Einsatz in Sebokeng beteiligten Polizisten vor Gericht angeklagt werden. „Eine interne Polizeiuntersuchung hätte zu einer Vertuschung geführt“, sagte der ANC. Die Absage der ersten Gesprächsrunde mit der Regierung Anfang April aufgrund der Erschießungen sei deshalb gerechtfertigt gewesen. Angehörige der Erschossenen und Verletzten werden von der Polizei Schadenersatz von mehr als zwei Millionen Rand fordern.

Schwerster Vorwurf gegen die Polizei war in den letzten Wochen, daß sie in die Kämpfe zwischen Inkatha- und ANC -Anhängern zugunsten der Inkatha eingegriffen habe. Der Generalsekretär des südafrikanischen Kirchenrates, Pastor Frank Chikane, sagte am Sonntag, „entsetzte“ Polizisten hätten ihn angerufen und angeboten, über die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Inkatha auszusagen. Er warnte de Klerk, den Angaben seiner eigenen Polizei nicht zu glauben. „Sie belügen Sie in ihren Berichten“, sagte Chikane.

Der Geistliche sprach vor 10.000 Menschen bei der Beerdigung von 19 Opfern der Kämpfe im Township Kagiso westlich von Johannesburg. Am Tag zuvor waren östlich von Johannesburg bie Angriffen auf die Bevölkerung in Tembisa und Thokoza erneut zwölf Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei fuhr eine schwer bewaffnete Bande in einem Kleinbus durch die Orte und griff wahllos Passanten an. Daraufhin kam es am Samstag erneut zu Kämpfen in Thokoza, bei denen neun Menschen ums Leben kamen.

Im Konflikt zwischen Inkatha und ANC hat es am Wochenende allerdings ein erstes Hoffnungszeichen gegeben. In der Provinz Natal, dem Kerngebiet der Zulus, wurde zwischen führenden Vertretern der beiden Organisationen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Das nur für eine begrenzte Region von Natal gültige Abkommen sieht gegenseitige Tolerierung und unparteiischen Einsatz der Polizei vor. Die Polizei war an den Diskussionen beteiligt.