Brot und Spiele in China

Am 22. September beginnen in China die Asienspiele. Die Herrschenden sind verzweifelt bemüht, das Image der Hauptstadt Peking aufzupolieren. Nach den undisziplinierten Fahrradfahrern geht es jetzt den Umweltferkeln an den Kragen. So wurde das Spucken in der Öffentlichkeit verboten. Wer beim Spucken erwischt wird, muß die Verunreinigung aufwischen und eine Strafe von fünf Yuan (etwa 1,67 Mark) bezahlen, was ungefähr einem Tageslohn entspricht. Auch das Wegwerfen von Abfall auf die Straße wird nach einem Beschluß der Stadt Peking bestraft. Ein entschiedener Feldzug ist auch gegen eine Vielzahl von Ungeziefer gestartet worden. Nach einer neuen

Anordnung droht den Einwohnern der Hauptstadt eine drastische Geldstrafe, wenn sie sich nicht an der Ausrottungskampagne gegen Mücken und Fliegen beteiligen. Allein im August hatten rund 1,2 Millionen Einwohner an dem Krieg gegen die fliegenden Schmarotzer teilgenommen. Ihnen ist es gelungen, die Fliegen- und Mückenpopulation verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um die Hälfte zu minimieren.

Nicht nur die Hauptstadt, auch die Menschen sollen schöner werden. Seit kurzem ist es Soldaten, von denen es wahrscheinlich mehr als genug während der Spiele zu sehen gibt, verboten sich tätowieren zu lassen. Diejenigen jungen Männer, die schon während ihrer Kindheit von ihren Eltern liebevoll mit Schriftzeichen mit der Bedeutung „Glück“ oder „Langes Leben“ tätowiert wurden, haben

keine Chance mehr, das Kriegshandwerk zu lernen.

Selbst das Maskottchen der Spiele, der Pandabär, wird optimal gepflegt. Drei Menschen sind seit dem vergangenen Jahr hingerichtet worden, weil sie Pandas gejagt und getötet hatten.

Zehn weitere erhielten lebenslange Freiheitsstrafen. Die Regierung beschäftigt sich gerade mit Plänen, die Zahl der Panda-Reservate zu verdoppeln. Die menschlichen Bewohner der Gebiete sollen kurzerhand ausgesiedelt werden.

Chinesische Wissenschaftler haben sich darum bemüht, ein begehrtes Mitbringsel aus dem Reich der Mitte für die Besucher der Spiele in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. Aus Hirschgeweihen wird ein in Asien sehr geschätztes Aphrodisiakum gewonnen. Nach siebenjähriger Forschung gelang es den klugen und geschäftstüchtigen Männern jetzt auch Hirschkühen Geweihe wachsen zu lassen. Nach Angaben der Forscher haben die Geweihe der Hirschkühe die gleiche medizinische Funktion wie die der männlichen Tiere.

Karl Wegmann