Werkswohnungen der Silberschmiede weg

■ Beirat, Behörde, Besitzer überrascht

Für alle Seiten völlig überraschend rückten gestern im Kirchweg 190-198 die Abrißbagger an: Zunächst gingen sie von hinten, von seiten der Silberschmiede Koch & Bergfeld her, ans Werk. Die Fassaden der kleinen Arbeiterhäuschen blieben zuerst noch verschont. Doch als Klaus Adam, Grünen-Mitglied im Beirat Neustadt, sich von der Nachricht aus bis dahin heiter-scheinendem Himmel überzeugen wollte, fehlte bereits das erste Dach.

Carsten Meyer von der Planungswerkstatt, der Ende vergangener Woche mit der Baubehörde noch nach machbaren Lösungen für den Erhalt der Häuser gesucht hatte, war ebenfalls wie vom Donner gerührt, obwohl Gerüchte über einen Abrißtermin im September kursierten: „Am kommenden Donnerstag hatten wir noch einen Termin mit Beirat, Baubehörde und Besitzer vereinbart, um unseren Sanierungsvorschlag zu besprechen.“ Die Planungswerkstatt wollte (u.a. mit ABM-Stellen) kostengünstig sanieren. Um das Drängen der jetzi

gen Besitzerfirma Villeroy & Boch nach „Präsentationsräumen“ zu befriedigen, hätten sie die Häuschen auch in Richtung Schauräume umgestaltet. Der Termin ist jetzt hinfällig, stellten Baubehörde, Planungswerkstatt und Beirat lakonisch fest. Auch Ex-Besitzer Gottfried Koch gab sich von dem Abrißtermin überrascht: Er habe nicht erwartet, die 17 Auflagen, die mit dem bereits genehmigten Abrißantrag verbunden waren, „so schnell“ erfüllen zu können (u.a. hatte er 15.000 Mark Bürgschaft von der Mutterfirma zu besorgen).

Die Baubehörde hatte unterdessen keine rechtlichen Einflußmöglichkeiten mehr: Die Zweckentfremdungsverordnung ist in Gewerbegebieten nicht anwendbar. Und nach dem Plazet des Denkmalschützers, der die ehemaligen Werkswohnungen nicht in den Ensembleschutz aufnehmen wollte (Hoffmann: „Es gibt aussagefähigere Arbeiterhäuser in Peterswerder“), blieb auch diese Möglichkeit auf der Strecke.

ra