Pferdehandel mit öffentlichem Grün

■ Lesumer: Großmarktchef darf im öffentlichen Grün reiten lassen / SPD: Kein Filz

In Bremen-Nord ist gut leben. Zumindest für Menschen, die gerne unter mächtigen alten Bäumen durch Parkanlagen spazieren. Da gibt es Knoops Park. Und da gibt es Bömers Park. Doch am vergangenen Wochenende hatte Heike Bergk in Bömers Park ein seltenes Erlebnis.

Da kam, so erzählt sie, ein Mann auf sie zu und forderte sie barsch auf, das Fotographieren zu lassen. Sie befinde sich auf Privatgrundstück. Der Mann irrt sich, und kaum eine weiß das besser als Heike Bergk. Bömers Park gehört zur Hälfte der Stadtgemeinde Bremen und ist aller Öffentlichkeit zugänglich. Noch. Denn die Interessengemeinschaft „Bömers Park“, für die Frau Bergk immer mal wieder im Park nach dem Rechten schaut, fürchtet, daß das Gebiet nach und nach der Öffentlichkeit entzogen wird, möglicherweise rechtswidrig und reichlich filzverdächtig, wie die „Interessengemeinschaft“ meint.

Die Geschichte: Eigentlich sollte durch Bömers Park eine große Autotrasse gebaut werden. deshalb kaufte die Stadtgemeinde einen Teil des Parks. Und die Stadtgemeinde setzte damals, vor 13 Jahren, Carl-Heinz Röhrßen als Vermögensverwalter der Stadtgemeinde ein. Röhrßen war damals ebeim Innensenator zuständig für Beirätekoordination und als Bremen-Norder mit den

Verhältnissen vor Ort bestens vertraut. Wenig später, so die Interessengemeinschaft, setzte sich der Verwalter als Pächter des 30.000 Quadratmeter großen Gebietes ein. In Bömers Park nämlich kann durchaus auch genutzt werden. Das Gebiet ist als Grünland eingetragen und somit landwirtschaftlich nutzbar. Ein Umstand, der Röhrßen und seiner Frau nun, 13 Jahre später durchaus zugute kommt. Denn Röhrßen, inzwischen wohlbestallter Geschäftsführer des Großmarktes, muß, so die Interessengemeinschaft, einen Reitstall am Holthauser Weg aufgeben und sucht nach Ersatzflächen und -gebäuden. Beim zuständigen Beirat Burg -Lesum stieß Röhrßen mit seinem Anliegen auf offene Ohren. Er überschrieb den Pachtvertrag für die Weiden auf seine Frau. Außerdem pachtete Frau Röhrßen das sogenannte Hofmeyer -Haus, sanierte es und baute es in Teilen zu Pferdeställen um. Außerdem startete er eine Bauvoranfrage an den Beirat. Sinn des Begehrens: Mitten in Bömers Park soll eine 40 X 50 Meter große Reithalle gebaut werden. Der Beirat stimmte zu.

Um diese Zustimmung zu erreichen, mußte Röhrßen einen argumentativen Klimmzug veranstalten. Denn ein kommerziell ausgerichteter Reitverein hätte in dem landwirtschaftlichen Gebiet

nicht angesiedelt werden können. Also wurde aus dem Reitverein ein „Pferdezuchtbetrieb“.

Bei der SPD vor Ort hat man gegen den Pferdehandel mit dem öffentlichen Grün nichts einzuwenden. „Da sollen behinderte Kinder reiten. Warum soll man das nicht unterstützen“, lautet die rhetorische Frage der SPD-Vorsitzenden von St. -Magnus, Elfi Helka-Nimmer. Und die Beirats

sprecherin Elli Aulfes „verwahrt sich energisch gegen jeden Kungelvorwurf.“ Außerdem, so versichern sie, müsse Röhrßen den Park weiterhin für die Öffentlichkeit offen halten.

Gegen pädagogisches Reiten hat auch die Initiative überhaupt nichts einzuwenden. „Frau Röhrßen hat bestimmt eine gute Hand mit Pferden und Kindern“, meint Heike Bergk. Nur daß dies ausge

rechnet mitten in der Stadt im öffentlichen Grün passieren muß, sieht sie nicht ein. Da außer ihr auch schon andere von dem für Pferdefüsse vorgesehenen Rundweg gejagt worden seien, ist sie fest davon überzeugt, daß über kurz oder lang die Öffentlichkeit ausgeschlossen sein wird. Bergk: „Alles andere sind doch nur hohle Versprechungen.“

hbk