Busspuren für die Friedrichstraße

Nun haben sie es auch gemerkt, die Verkehrsplaner in Ost -Berlin: Busspuren sind die Renner verkehrspolitischer Konzepte. Bereits in der nächsten Woche sollen solche Rallyestrecken für die BVB in der Friedrichstraße existrieren. Nur, wo sollen die hin? Baustellen beherrschen das Bild in dieser Straße, und weder für die Fußgänger noch für Radfahrende ist da Platz. Also muß man Platz schaffen. Die parkenden Autos sollen verbannt werden. Auf die Gehwege kommen die schon andernorts erprobten Poller. Und nette Politessen passen auf, daß sich nicht doch jemand dazwischenschummelt. Notfalls wird halt abgeschleppt. Alles wie gehabt. Zweck der kurzfristigen Maßnahmen ist es, daß wenigstens der öffentliche Nahverkehr und die Rettungsfahrzeuge der nahegelegenen Charite am täglichen Stau vorbeizischen können. Dem Individualverkehr will man dann später ans Eingemachte. Langfristig sollen die Autofahrer auf Bus und Bahn umsteigen. Wer in der Friedrichstraße parken will, wird zur Kasse gebeten. „Parkraumbewirtschaftung“ nennt sich das, oder einfacher gesagt: Der Parkplatz muß bezahlt werden. Insgesamt soll die Zufahrt für Autos eingeschränkt werden. Ganz pfiffige Verkehrsplaner aus Ost-Berlin hatten die Sperrung der Friedrichstraße für alle Autos vorgeschlagen. Aber davon wollten die, die es zu entscheiden haben, bisher nichts wissen. Man arbeite an einem Gesamtverkehrskonzept, und das könne dann über solch drastische Maßnahmen Auskunft geben. Termin der Fertigstellung ist 1993. Bis dahin dürfen sich alle weiter durch das tägliche Chaos auf dem Fahrdamm kämpfen, nur die BVB-BenutzerInnen, die sind vielleicht ein kleines bißchen schneller.

chrib/ Foto: Hans-Peter Stiebing/Zenit