Stromsparen auf Probe

■ Helfen flexible Stromtarife beim Energiesparen? Bewag und Umweltverwaltung starten Modellprojekt

West-Berlin. Bewirken flexible Stromtarife, daß die Verbraucher ihre Haushaltsgeräte anders nutzen? Läßt sich damit die Belastung von Kraftwerken reduzieren und Energie einsparen? Heute beginnen die Bewag und die Energieleitstelle in der Senatsumweltverwaltung mit den Vorbereitungen für einen einjährigen Feldversuch, der diese Fragen beantworten soll. 8.000 Westberliner Haushalte werden angeschrieben und gebeten, sich an der freiwilligen Aktion zu beteiligen. Für den Feldversuch, der am 1. Januar 1991 starten wird, sollen 750 Haushalte ausgewählt werden.

Neuartige Zähler und Meßgeräte, die in den Testhaushalten installiert werden, sollen registrieren, wie die Verbraucher das Angebot annehmen. Für 250 Haushalte gelten für die Dauer des Versuchs vier Zeitzonen. Besonders teuer wird der Strom in den Tageszeiten, in denen stadtweit normalerweise der höchste Strombedarf auftritt: zwischen zehn und zwölf Uhr mittags und ab 18 Uhr am Abend. Besonders billig wird der Strom dafür nachts zwischen 22 Uhr und sechs Uhr morgens. Für eine zweite Gruppe von ebenfalls 250 Haushalten gelten andere Konditionen, für sie wird der Strompreis je nach der akuten Belastung des Stromnetzes schwanken. Anzeigegeräte in den Wohnungen zeigen den aktuellen Stand an, um es den Verbrauchern zu ermöglichen, sich auf den aktuell geltenden Tarif einzustellen. Der Versuch mit diesem „dynamischen Tarif“ sei ein bundesweit einmaliges Projekt, hieß es in der Senatsumweltverwaltung. 250 weitere Haushalte werden ihren Strom weiterhin zum Normaltarif beziehen. Sie sollen als Vergleichsobjekte dienen.

Wissenschaftlich begleitet wird der Modellversuch von der Technischen Universität. Die Ergebnisse erwarten Bewag und Senat im Frühjahr 1992. Dann soll feststehen, ob die flexiblen Tarife helfen können, die sogenannten „Lastspitzen“ am Morgen und am Abend abzubauen. Würde dieses Ziel erreicht, könnten die Kraftwerke gleichmäßiger und damit billiger und ökologischer arbeiten. Die Gesamtkosten des Modellversuchs betragen 1,8 Millionen Mark. Sie werden zu einem Drittel von der Senatsumweltverwaltung und zu zwei Dritteln von der Bewag getragen. Umweltsenatorin Michaele Schreyer erklärte, sie sei „sicher“, daß die Verbraucher das Angebot zum Stromsparen „sinnvoll nutzen werden“.

hmt