Darf die Lufthansa PanAm schlucken?

■ Kartellamt deutet Vorbehalte gegen die Übernahme der PanAm-Dienste durch die Lufthansa an / Wer fertigt in Schönefeld ab? / El Al in Schönefeld gelandet / Iberia schon in den Startlöchern

Berlin. Ob die Lufthansa tatsächlich die PanAm-Dienste im Berlin-Flugverkehr kassieren darf, ist noch offen. Im Bundeskartellamt, das der Lufthansa bereits eine Teilübernahme der DDR-Airline Interflug untersagt hatte, deutete man gestern Vorbehalte an. Die Lufthansa-Anwälte hätten das Kartellamt am Montag nur „in ganz groben Umrissen“ über die PanAm-Übernahme informiert, sagte gestern der Sprecher der Behörde, Hubertus Schön. Die Lufthansa muß nun Unterlagen nachreichen; die Wettbewerbshüter wollen außerdem den Ausgang der Zwei-plus-vier-Gespräche über den Berlin-Flugverkehr abwarten.

Im Streit um die Abfertigung im Ostberliner Flughafen Schönefeld deutet sich dafür jetzt ein Kompromiß zwischen Kartellamt und Lufthansa an. Das Unternehmen wollte ursprünglich die gesamte Abfertigung auf dem Airport von der Berliner Lufthansa Service Gesellschaft (BLAS) abwickeln lassen. Sie ist zu 49 Prozent im Besitz der Lufthansa und zu 51 Prozent im Eigentum der Westberliner Flughafengesellschaft BFG. Wenn sich die BLAS darauf beschränke, die ab Ende Oktober in Schönefeld geplanten Lufthansa-Flüge abzufertigen, könne das Kartellamt zustimmen, sagte Schön.

Der Lufthansa werde „wohl zunächst nichts anderes übrigbleiben“, als diesen Vorschlag zu akzeptieren, sagte ihr Sprecher Kieker zur taz. Kieker wies aber auf drohende Entlassungen in Schönefeld hin. Die BLAS hätte alle 800 Mitarbeiter übernommen, die bisher für die Interflug in der Schönefelder Abfertigung gearbeitet hätten. Deshalb gebe es bei den Beschäftigten auch eine „einhellige Zustimmung“ zu den Lufthansa-Plänen. Wenn sich das Kartellamt mit seinem Vorschlag durchsetze, könne die Lufthansa nur etwa 100 Interflug-Mitarbeiter übernehmen.

Währenddessen sind eine Reihe internationaler Airlines bereits im Landeanflug auf Schönefeld. Gestern vormittag um elf Uhr landete die erste Boeing 757 der El Al in Schönefeld. Die israelische Gesellschaft wird die Route Berlin-Tel Aviv künftig jede Woche dienstags bedienen. Ab dem 28. Oktober will die spanische Iberia, wie sie gestern ankündigte, einen Liniendienst zwischen Schönefeld und Madrid sowie Barcelona aufnehmen. Wenn die Behörden zustimmen, wird Iberia viermal wöchentlich Schönefeld ansteuern.

Den lärmgeschädigten Anwohnern in Schönefeld wird auch die jüngste Erkenntnis der Westberliner Umweltsenatorin Michaele Schreyer kein Trost sein: Auf eine kleine Anfrage des CDU -Abgeordneten Dankward Buwitt teilte Schreyer mit, daß in der unmittelbaren Umgebung des Schönefelder Flughafens weniger Menschen leben als rund um den Airport Tegel. In dem gesetzlich festgelegten Lärmschutzbereich rund um Tegel leben demnach etwa 28.000 Menschen. In Schönefeld seien es nur etwa 1- bis 2.000 Menschen, die im Bereich der dort noch festzusetzenden Lärmschutzzone wohnten und deshalb in den Genuß von Schallschutzmaßnahmen kommen könnten. Die zuständigen Stellen der DDR hätten bereits eine Reihe von Maßnahmen zur Lärmentlastung vorbereitet: Einschränkungen für die Nutzung einer Startbahn, für den Nachtflug und bei Triebwerksprobeläufen.

hmt