„Ich verhänge doch keinen Maulkorb“

■ Diakonissenkrankenhaus schließt zwei Stationen

Im Diakonissen-Krankenhaus an der Gröpelinger Heerstraße ist auf zwei Stationen der Betrieb zusammengebrochen: Personalmangel. Die Klinikleitung hatte die Schließung der Station 1a im Juni noch mit „Renovierungsarbeiten“ erklärt. Doch inzwischen ist auch die Station 3b geschlossen. Um den Betrieb auf den anderen Stationen zu regeln, wurde jetzt von Krankenhaus- und Pflegedienstleitung ein „Einsatzprogramm“ erarbeitet, das den Dienst „tragbar„( so die Krankenhausleitung) machen soll.

Ist ganz schlicht der bundesweite Pflegenotstand auch über das Diako hereingebrochen oder liegen Fehler in der Personalplanung vor, wie es aus den Reihen der MitarbeiterInnen durchklingt? Für den kaufmännischen Direktor des kirchlichen Krankenhauses, Winfried König, ist der Riß in der Personaldecke vor allem ein Fall von höherer Gewalt: Eine „überdurchschnittlich hohe Zahl an Schwangeren“ unter den Krankenschwestern trage maßgeblich zu dem Engpaß bei. Hinzu kämen einige Kündigungen zum 30. September, so daß derzeit elf Vollzeitarbeitskräfte fehlen. Ersatz könne kurzfristig nicht beschafft werden. Pflegekräfte seien auf dem Arbeitsmarkt Mangelware, betont der Verwaltungschef.

Zum 1. Oktober hofft König, aus der hauseigenen Krankenpflegeschule zehn AbsolventInnen übernehmen zu können. Ob auch die weiteren acht ausgeschriebenen Stellen besetzt werden können, steht noch in den Sternen.

Für Michael Blanke von der ÖTV ist das ein klarer Fall: „Die Schwesternschulen sind leer“, sagt er. Schlechte Bezahlung, unattraktive Arbeitszeiten und aufreibende Arbeitsbedingungen sowie mangelndes gesellschaftliches Ansehen führen seiner Meinung nach zu den Nachwuchssorgen im Pflegebereich.

Mitarbeiterrechte

Im Fall des Diako sieht Blanke noch ein besonderes Problem: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in kirchlichen Einrich

tungen haben nicht die gleichen Rechte wie die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Wegen des Personaleinsatzes hat es im Diako schon mehrfach Auseinandersetzungen bis hin zu Arbeitsgerichtsprozessen gegeben.“

Pflegedienstleitung und Mitarbeitervertretung (sie entspricht in etwa der Personalvertretung im öffentlichen Dienst) des Diako wollen zu der Personalmisere nicht öffentlich Stellung nehmen. Für ihren Chef Winfried König ist das „ihre individuelle Entscheidung“, die nichts mit dem Klima im Hause zu tun habe:„Ich verhänge doch keine Maulkörbe“.

Auch für MitarbeitervertreterInnen in kirchlichen Einrichtungen bestehe ein erweiterter Kündigungsschutz, zitiert der Verwaltungschef aus der „Mitarbeitervertreterordnung“. Besondere Handicaps für Beschäftigte im kirchlichen Dienst sieht er nicht: „Bis Juli lief hier in der Personalversorgung alles ganz normal.“ Versäumnisse der Krankenhausleitung liegen seiner Meinung nach nicht vor.

asp