Ein Platz für die Lückekinder

■ Ehemaliger Abenteuerspielplatz wurde für ein „Lückekinderprojekt“ umgebaut / Mittagessen für 50 Pfennig im Mickymaus-Keller / Spielplatz ist rund um die Uhr offen

Reinickendorf. Vom ersten Abenteuerspielplatz West -Berlins steht nur noch eine Baracke, die heute als Büro dient. Wo sich früher Holzwerkstatt und Fotolabor befanden, stehen jetzt Spielgeräte, wie sie auf jedem Spielplatz zu finden sind. Das Reinickendorfer Gartenbauamt hat das Gelände gewissenhaft zu einem herkömmlichen Spielplatz mit Holzklettergerüsten, Schaukeln und einem kleinen Fußballfeld umgebaut. Seit Dienstag befindet sich hier, in der Markendorfer Straße 25, offiziell ein „Lückekinderprojekt“.

Dieses Projekt soll 8- bis 14jährigen Kindern, die in die „Lücke“ zwischen Hort und Jugendfreizeitheim fallen, Angebote zur Freizeitgestaltung machen. So bieten täglich von 12 bis 18 Uhr zwei ErzieherInnen Ballspiele und Ausflüge, aber auch Schularbeitenhilfe an. Dabei handelt es sich um offene Arbeit, wie Bezirksstadtrat Jürgen Richter bei der Einweihung des Projekts betonte, „und die Kinder können die Angebote annehmen oder nicht“. Sie stehen allen Sprößlingen der Umgebung offen und werden täglich von etwa 50 Kindern in Anspruch genommen. In einem nahegelegenen Aufenthaltsraum, dem Mickymaus-Keller, erhalten die Kinder für 50 Pfennig ein Mittagessen, das sie zum Teil selbst zubereiten. Außerdem ist der Spielplatz nun rund um die Uhr geöffnet.

Zum „Lückekinderprojekt“ wurde der Platz in der Markendorfer Straße durch eine Kompetenzverschiebung im Bezirksamt Reinickendorf. Da das Amt für Jugendförderung für einen neuen Erlebnisspielplatz im Freizeitpark Lübars keine neuen Stellen erhielt, wurde kurzerhand der alte Abenteuerspielplatz geschlossen und der Leiter des Projekts von dem neuen Spielplatz übernommen. Daraufhin fiel der Platz in den Kompetenzbereich des Amtes 5, zuständig für Kindertagesstätten und Heime.

Dort wurde beschlossen, auf dem freigewordenen Platz ein „Lückekinderprojekt“ anzusiedeln. Wolfgang Brennecke, dortiger Amtsleiter, bestreitet vehement, daß die Schließung des Abenteuerspielplatzes etwas mit dem Charakter des damaligen Projektes zu tun hatte. Dieses war „sehr kreativ und manchmal etwas chaotisch“, so Sami Kovacevic, damals wie heute Erzieher in der Markendorfer Straße. Die früheren Baubuden, der Fotoladen und die Holzwerkstatt boten wahrscheinlich mehr Möglichkeiten als die heutigen Holzklettergerüste, wie sie auf jedem Spielplatz stehen.

sao