UdSSR soll Zukunft garantieren

■ Büromaschinenwerk Sömmerda will unter der Marke „Soemtron“ anstatt „Robotron“ verkaufen

Leipzig (taz) - Zwei Modelle sind in diesem Jahr schon gescheitert, jetzt soll das dritte dem Robotron -Büromaschinenwerk Sömmerda die Zukunft sichern. „Der Thüringer Löwe in unserem Firmensignet soll als optimistische Kampfansage verstanden werden“, sagt Helmut Auge, neuer Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Nachdem Robotron als Kombinat nicht zu halten war und auch das Gewerkschaftsmodell gescheitert war, soll es jetzt der übliche kapitalistische Weg bringen. Robotron ist der erste Hersteller aus der DDR, der für einen fernöstlichen High -Tech-Produzenten, die taiwanesische Firma Aquarius, Montagearbeiten übernehmen wird. Allein eine Schraubenzieherfabrik will Auge aber nicht leiten. Die Aquarius-PCs sollen Schritt für Schritt mit eigengefertigten Komponenten ausgerüstet werden. Über die Höhe des angestrebten Wertschöpfungsanteils mochte er sich auf der Herbstmesse in Leipzig allerdings nicht äußern.

Außer mit Aquarius arbeitet Sömmerda auch mit dem Kassenhersteller NCR und dem Drucker-Produzenten Mannesmann -Tally zusammen, wenn auch zunächst nur im Vertriebsbereich. Eigene Robotron-Geräte unter dem Markenzeichen Soemtron soll es auch in Zukunft geben, in der UdSSR sind die Verhandler aus Sömmerda wohlbekannt. Und die Kontakte sollen erhalten bleiben, denn 70 Prozent des Umsatzes sollen auch in Zukunft mit dem Osten gemacht werden, obwohl auch hier das Geschäft spürbar härter geworden sei. Für dieses Jahr kann die frisch umgewandelte AG mit einem Umrechnungskurs von 2,34 DM für den Transferrubel jedenfalls noch gut leben.

Von den 13.800 Beschäftigten des letzten Jahres sind noch 11.500 in der Firma - stolz verwies Auge darauf, daß der Abbau ohne größere Entlassungswellen vonstatten gegangen sei. Vor allem über die Vorruhestandsregelung und die „Ausgliederung“ von Rentnern, aber auch die Kündigung von Bummelanten sei die neue Zahl erreicht worden. Die rund 80 Mosambikaner, die früher in den Werken gearbeitet haben, sind „inzwischen in die Heimat zurückgeführt worden“. Im nächsten Jahr soll Sömmerda noch rund 7.500 Beschäftigte haben. Derzeit sind rund 1.700 Leute in Kurzarbeit.

Der Umsatz ist in diesem Jahr ebenfalls erheblich geringer, auch wenn von der Treuhand keine Liquiditätskredite in Anspruch genommen wurden. Die Schrumpfung, sagt Auge, sei in erheblichem Maße von der Umbewertung infolge der Währungsunion verursacht worden. Waren für 1990 1,2 Milliarden Mark geplant, wurde der Plan im ersten Halbjahr mit 595 Millionen eingehalten; durch die Halbierung der Rubelerlöse seit dem 1. Juli sind für die zweite Jahreshälfte jetzt nur noch 300 Millionen D-Mark zu erwarten.

diba