Haste Töne? Aber hallo!

■ Jede Menge Klänge zu Beginn des Septembers - taz-Musikkasten gibt den Ton an

Kaum sind die Sommerferien zu Ende, scheinen die Konzertveranstalter gar nicht zu wissen, wohin mit ihren Energien. Es ist ausnahmsweise mal genauso schön, wie es wahr ist. Entnehmen Sie diesmal in der Reihenfolge der subjektiven Wichtigkeit einige Termine.

Sie sind Superlative an dieser Stelle schon gewohnt, wenn es um Independent-Musik geht. Aber vergessen Sie Einstürzende Neubauten, räumen Sie Test Department für einen Abend aus Ihrer Erinnerung und bereiten Sie sich auf ein Mega -Erlebnis vor. Schwellenängste am 10.9. im Schlachthof sind unbegründet, wenn Sie den Revolting Cocks aus Belgien/USA zuhören und -sehen.

Es kommt nicht oft vor, daß Bremen von Bands heimgesucht wird, von denen es noch Monate später heißen wird, sie hätten kurz vor der Demontage ihres Aufführungsortes gestanden. Das halten Sie für übertrieben? Mitnichten. Die „revoltierenden Schwänze“ haben kompromißlos etwas mitzuteilen: Das Leben ist ein unerbittlicher Rhythmus, hart, eindringlich und ununterbrochen.

Brachiale Beats bilden den immer präsenten Rahmen ihrer Performance, der von sägenden Gitarren und einem diabolischen Gesang ausgefüllt wird. Die Cocks vertreten eine Symbiose aus handgemachter und Maschinenmusik. Und es kommt auf das an, was Sie selbst mit Ihren vielfältigen Eindrücken anfangen. Sie können dem ultra-brutalen Gehämmere nicht entkommen, sondern werden zur Auseinandersetzung mit den (zugegeben) plakativen Inhalten gezwungen, es sei denn, Sie rennen davon. Aber das wird Ihnen hinterher leid tun.

Vergleichsweise gesittet präsentiert sich das reichhaltige Musikangebot dieses Wochenendes.

Heute abend tritt Ian Matthews, ein Singer/Songwriter auf, der sich selbst einen „record junkie“ nennt: Orchesterboden des Packhauses. Früher war er bei „Fairport Convention“, das bürgt für Qualität.

Am morgigen Sonnabend sollten Musikhungrige die ausgeschilderte Haste Töne-Wiese in Lilienthal suchen, denn dort wird eines der letzten Open-Air-Spektakel dieses Jahres geboten. Bereits ab 14 Uhr tönen die Hanseaten-Bands Vee Jays, Die Mimmis, The Perc Meets The Hidden Gentleman (ein wirklich gutes Konzert letzte Woche in Berlin), Die Lolitas und Romeos.

Umsonst und draußen können Menschen, die noch Hörkapazitäten frei haben, in der Schlachthof-Arena das Underground -Quartett Polymorph Toads erleben.

Und nicht vergessen, an gleicher Stelle drinnen, am 25. gibt's Fugazi aus Amerika .

Aber auch für die JazzfreundInnen ist am Wochenende gesorgt.

Die Saxophonistin Lindsay Cooper tritt am Sonntag abend um 21 Uhr in der Angestelltenkammer mit TeilnehmerInnen ihres Workshops auf.

Zu nächtlicher Stunde geben die Damen Longworth, Isaac und die vier Schwestern Charles als Mint Julips A Capella Gesänge. Samstag und Sonntag, jeweils um 23 Uhr, in der Schauburg Cool J.F