Phänomenales Aurich

■ Stadtdirektor plant Publikumsmagnet für 850.000 Besucher jährlich

Geht es nach Stadtdirektor Thomas Friemann, dann wird das ostfriesische Kreisstädtchen Aurich demnächst ein Publikumsmagnet für ganz Norddeutschland und den Norden der Niederlande. 850.000 Menschen sollen dann jährlich nach Aurich gelockt werden, um „Phänomena“ zu sehen - ein Ausstellungsgelände mit Wundern der Technik und der Illusion, mit Spielplätzen für Kinder und Erwachsene, Restaurants und einem Jugendlabor. „Phänomena kann eine gleiche Bedeutung wie dem Deutschen Museum in München oder dem Science Museum in Toronto beigemessen werden“, schreiben die Züricher Initiatoren in ihrer „Projektskizze“, der Tourismus könne „wesentlich belebt werden“, 47 feste und 91 Saisonarbeitsplätze würden geschaffen, in dem „tragfähigen Einzugsgebiet“ innerhalb eines Radius von 240 Kilometern rund um Aurich fänden sich Großstädte wie Amsterdam, Düsseldorf, Essen, Hannover und

Hamburg - „jede dieser Städte hat ihr hervorragendes Kulturangebot, aber keine kann eine Phänomena anbieten.“

Stadtdirektor Thomas Friemann hat sich an „Phänomena“ infiziert, als er die Ausstellung im vergangenen Jahr im baden-württembergischen Bietigheim sah. „Seitdem bin ich absolut begeistert“, sagt er, „das ist verbal bloß unendlich schwer zu transportieren.“ Ein bißchen Andre Heller, ein bißchen praktischer Physikunterricht, Verblüffendes und Erhellendes - und immer alles zum Selbermachen und zum Anfassen, so soll „Phänomena“ die Menschen locken - bis zu 30.000 am Tag.

Die Landesregierung in Hannover hat Interesse an dem ostfriesischen Projekt gezeigt und beteiligt sich zur Hälfte an den 500.000 Mark Kosten einer umfangreichen Marktanalyse. Für den ersten Bauabschnitt würde sie zudem 90 Prozent der Kosten von 15 Mio Mark aus „Strukturmit

teln“ finanzieren. Der Rest - auf 50 Mio. Mark haben die Schweizer Planer die Auricher „Phänomena“ veranschlagt soll von privaten Investoren kommen. Und wenn alles wie vorgesehen klappt, könnte die Ausstellung schon 1992 eröffnen. Die Bebauungspläne liegen im wesentlichen bereits vor.

„Größenwahnsinnig“ finden die Auricher Grünen das „Phänomena„-Projekt. Aurich würde zum riesigen Parkplatz und der Nachbarort Wittmund zur „Durchfahrtsstraße degradiert“, kritisiert der Grünen-Sprecher Enno Emken.

„Großprojekte sind eben keine Sache der Grünen“, erklärt sich Stadtdirektor Friemann die Kritik an „Phänomena“. Seine Vision erschöpft sich sowieso nicht in einem Ausstellungsgelände mit Parkplatz. Er hat viel größere Pläne mit der ostfriesischen Kleinstadt: „Ganz Aurich soll Phänomena werden.“

Ase