Linke Liste/PDS immer noch im Gründungskoma

■ Die Westberliner Linke Liste schleppt sich von Gründungstermin zu Gründungstermin / Jetzt hat die PDS aus Ost-Berlin interveniert / Ein Prominentenbeirat soll bei der Gründung helfen / Berliner sollen sich am Bundesmodell orientieren

West-Berlin. Die Gründung der Westberliner „Initiative Linke Liste/PDS“ will nicht so recht vorankommen. Hatten die Initiatoren noch vor wenigen Wochen den Gründungstermin vollmundig für den 25. August angesetzt, steht der Zusammenschluß aus Linker Liste, Initiative PDS und dem sogenannten „EinmischerInnenkreis“ trotz alledem bis heute noch aus.

Der vermeintliche Gründungstermin Ende August erwies sich als Flop. Wie es heißt, habe es heftige Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Initiativen gegeben: Während sich die PDS-VertreterInnen mit einem Minimalprogramm zufrieden geben wollten, hätten die beiden anderen Initiativen ein regelrechtes Forderungsprogramm erarbeitet. Die einen sozialdemokratisch-verhalten, die anderen linksradikal. Konsequenz: Die Anwesenden agierten genau so, wie sie der Altsozialist Dirk Schneider in der September-Ausgabe des 'Berlin Dienstes‘ beschrieb: „Die Linken im Westen zersplittert, marginalisiert und verunsichert.“ Man verschob den Gründungstermin also lieber auf den 2.September.

Doch auch dazu kam es nicht, denn kurz zuvor trat die Ostberliner PDS auf den Plan. Auf einem Treffen des Berliner Koordinierungsrates - ein Zusammenschluß von jeweils zehn „Linke Liste/PDS„-VertreterInnen aus Ost und West - sprach unerwartet 'hoher‘ Besuch ein Machtwort: „So geht es nicht weiter“, erklärten sowohl der Gysi-Berater Michael Stamm wie auch Präsidiumsmitglied Reiner Börner, eine basisdemokratische Gründung käme scheinbar nicht zustande, sondern schrecke in dieser Form nur ab. Statt dessen solle man sich doch darauf konzentrieren, einige prominente Persönlichkeiten der Stadt als potentielle Gründungsmitglieder anzusprechen, Diskussionen erst mal sein zu lassen und sich lieber am Bundesmodell der Linken Liste zu orientieren.

Zumindest für Dirk Schneider, Unterstützer des „EinmischerInnenkreises“, war das der Punkt, sich vorerst zurückzuziehen. Er, dem im 'Berlin Dienst‘ das Zusammengehen von westlichen Linken und der PDS noch als „Zeichen der Hoffnung“ erschien - wenn hier möglicherweise auch „der Blinde den Lahmen“ führe -, hält eine solch „elitäre“ Gründung ohne die Möglichkeit einer demokratischen Entwicklung für „albern und vorgestrig“.

Ganz im Gegensatz zu Jürgen Schlag, Vertreter der West -PDS/Initiative: Sämtliche Sozialismuskonzeptionen seien sowieso „durch den Wind“, jetzt gelte es, praktische Formen der Zusammenarbeit zu finden. Für ihn heißt das: Jeder müsse bereit sein, die jeweilig anderen Positionen zu akzeptieren. Ein reiner Diskussionsprozeß dauere zu lange. Also macht man jetzt kurzen Prozeß: Treffen mit Prominenten, die sollen dann in der künftigen Linken Liste einen Prominentenbeirat bilden. Der Gedanke an einen „Closed Shop“ läge laut Schlag jedoch fern - anvisiert sei „selbstverständlich“ eine Mitgliederpartei. Wann das sein wird, ist noch immer unklar

-in jedem Fall jedoch vor der Bundesversammlung der Linken Liste/PDS am 15. September.

maz