Bismarck als "Kapital-Jude"?

■ betr.: taz-Kultur vom 3.9.90, Seite 15

betr.: taz-Kultur vom 3.9.90,

Seite 15

Ist sich die taz links-überheblich genug („Die Linke war nie antisemitisch“) oder grün-naiv genug („Sieht doch lustig aus und gemerkt haben wir nichts“) oder überdemokratisch genug („unsere Leser erkennen die historische Einordnung selbst und werden sich der Auseinandersetzung stellen“), um unkommentiert eine antisemitische Karikatur abzudrucken: Bismarck mit Schläfenlocken und Käppi nebst Unterschrift „Mit dem Capital“.

Übrigens: Diese antisemitische Karikatur aus Wien von 1874 erfolgte bereits fünf Jahre vor Treitschkes Satz: „Die Juden sind unser Unglück“, einen Satz, den die taz doch wohl nicht einfach als einen Ausspruch eines bedeutenden Historikers unreflektiert abdrucken würde.

Lothar Bembenek, 2. Vorsitzender des Förderkreis Aktives Museum Deutsch-Jüdischer Geschichte in Wiesbaden