Ausreisewelle sowjetischer Juden

■ Ungeachtet der Golfkrise wird die Masseneinwanderung nach Israel gefördert

Aus Tel Aviv Amos Wollin

Sichtlich fürchten sich die Juden in der Sowjetunion immer noch mehr vor den Gefahren, die ihnen in der alten Heimat drohen, als vor dem Krieg, der im Mittleren Osten ausbrechen kann. Jedenfalls sind im Laufe des Monats August 17.500 Juden aus der SU nach Israel ausgewandert - mehr als in jedem anderen Monat der „Massenalija“ aus Osteuropa. Die vorhergesagte Gesamtzahl der Einwanderer aus der Sowjetunion sollte nach ursprünglichen Angaben im Jahr 1990 mindestens 230.000 betragen.

Mit den Zahlen wurde seit jeher Politik gemacht, und sie sind von israelischer Seite übertrieben worden. Doch ist klar geworden, daß die Zahl der Einwanderer im laufenden Jahr tatsächlich wohl 150.000 betragen wird. An diesem Kontingent werden die ehemaligen Sowjetbürger die große Mehrheit stellen.

Die Jewish Agency, die für die Einwanderungsorganisation verantwortlich ist und die Finanzen zur Verfügung stellt, bemüht sich jetzt, die Zahl der jüdischen Auswanderer aus der SU nach Israel noch zu vergrößern. Familien werden fast 2.000 Dollar angeboten, wenn sie bereit sind, sofort nach Israel auszureisen, ohne die Zollabwicklung ihrer Auswandererlifts abzuwarten. Denn um ihr Hab und Gut zu verstauen, das in großen containerähnlichen Kisten nach Israel verfrachtet wird, sind komplizierte Prozeduren zu durchlaufen.

Einwanderungs-Minister Jizhak Peretz (Shass Partei) wird im kommenden Monat nach Moskau reisen, um die Alija noch weiter anzukurbeln. Minister Peretz sucht jetzt zusätzliche Transit -Stationen - womöglich in Osteuropa, um das „Abspringen“ der Auswanderer, die lieber in ein westliches Land weiterziehen möchten, zu vermeiden.