: Sozialdemokrat avanciert zum neuen BND-Chef
■ Konrad Porzner, ehemaliger Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion, soll den Geheimdienst sanieren
PORTRÄT
Berlin (dpa/taz) - Der Mann ist gut für Überraschungen. Die SPD-Fraktion staunte nicht schlecht als gestern der Name des neuen Chefs des Bundesnachrichtendienstes bekannt wurde: Konrad Porzner, zur Zeit Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung drängt sich als BND-Chef nicht gerade auf. Ganz und gar unspektakulär, sehr solide und bekannt dafür, die komplizierte Alltagsarbeit einer Fraktion unauffällig über die Bühne zu bringen - so schildern ihn Kollegen aus der Fraktion. Der frühere Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion (von 1975 bis 1981 und von 1983 bis 1987) gehörte zu den engen Vertrauten von Herbert Wehner. Möglich, daß er in dieser Zeit auch Kontakte zu Geheimdienstkreisen hatte, aber so genau weiß das niemand. Der politische Landsmann Hans-Jochen Vogels, Studienrat aus Ansbach in Mittelfranken, machte sich in Bonn eher als fleißiger Fachmann für Haushalt und Finanzen einen Namen.
1962 kam Porzner in den Bundestag, zehn Jahre später wurde er als stellvertretender Vorsitzender in die Fraktionsspitze gewählt. Einige Monate später holte ihn Helmut Schmidt als Parlamentarischen Staatssekretär in das Bundesfinanzministerium. Weitere Stationen seiner politischen Laufbahn waren das Amt des Berliner Finanzsenators (1981 unter Vogel für knapp vier Monate) und das des Staatssekretärs im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (1981 bis 1982). Mit Porzner kommt erstmals ein SPD-Mann an die Spitze des Bundesnachrichtendienstes. Als Erklärung wird in Bonn angeboten, daß der SPD nach dem geltenden informellen Proporz bereits länger ein hohes Bundesamt zur Verfügung steht - zuletzt scheiterte ihr Kandidat Penner bei der Berufung zum Generalbundesanwalt am Einspruch der FDP. Bei den Geheimdiensten brachte es die Opposition bislang jedoch maximal zum Vizepräsidenten. Warum also jetzt der Chefsessel? Die SPD betont, diese Entscheidung sei allein vom Bundeskanzler gefällt, also nicht abgesprochen gewesen. Offensichtlich ist jedoch, daß auf den BND schwere Zeiten zukommen. Gehlens frühere „Fremde Heere Ost“ haben nach Beendigung des Kalten Krieges endgültig ausgedient. der BND muß sich „den neuen Bedingungen stellen“, so der SPD -Innenpolitiker Emmerlich. Gut möglich, daß Helmut Kohl für die bevorstehenden Entlassungen ganz gerne einen Sozialdemokraten als Sanierer angeheuert hat.
JG
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