Hüttenkrieg in Gorleben

■ Bürokraten gegen Bürgerinitiative: Holzhütte soll weg

Gorleben (taz) - Ende letzten Jahres hatten AtomkraftgegnerInnen in Gorleben, schrägt gegenüber den diversen Atomanlagen bei einer Demonstration eine „achteckige“ und „fachmännisch“ erbaute Holzhütte in den Wald gesetzt und damit einen „schwerwiegenden Eingriff in das Landschaftsbild“ vorgenommen. Herr Helbig, Chef des Rechtsamt beim Oberkreisdirektor Lüchow Dannenberg, stellte fest: „Sie verfügt über eine bebaute Fläche von 20,71 m2 und einen umbauten Raum von 58,5 m3.“

Auf 12 Seiten hat die Behörde nach umfangreichen Ermittlungen die Beweislast zusammengefaßt und dabei eindeutig Herrn S. als Täter ausgemacht. Herr S. wurde jetzt aufgefordert, das „konkrete Verunstaltungen des von Nadelholzwald geprägten Landschaftsbildes“ verursachende Gebäude bis zum 7.September zu entfernen. Andernfalls werde die Oberkreisbehörde den Abriß verfügen. Damit keine „wirtschaftlichen Werte“ zerstört werden, empfiehlt Herr Helbig: „Die Nägel müssen mit einer Zange herausgezogen werden und dann können die einzelnen Teile unbeschädigt weggenommen und an anderer Stelle gelagert werden.“ Mit diesem Rechtsakt beendete das wendländische Rechtsamt feige Versuche des Herrn S., sich auf Mithelfer herauszureden. Herr Helbig erkannte sofort, daß eine von 150 Personen unterzeichnete Selbstbezichtigung, am Bau der Hütte beteiligt gewesen zu sein, nichts als ein Ablenkungsmanöver war. Denn: Unmöglich sei zum Beispiel die Baubeteiligung von Frauen, „nämlich genau 74 Personen“. Der Grund liegt auf der Hand: Beim Bau der Hütte „muß es sich um handwerklich geschulte Fachkräfte wie den Antragsteller (lt. Antragschrift Zimmermann) handeln, die die Holzskelett -Konstruktion so schnell und fachmännisch aufstellen konnten“. Zur Überraschung aller gestand jetzt die örtliche Bürgerinitiative ihre Schuld ein und erklärte: „Korrekter Adressat der Beseitigungsverfügung wäre tatsächlich die Bürgerinitiative“, Herr S. ist „in diesem Punkt tatsächlich zu entlasten“. Ohne jede Reue für ihre waldschänderische Tat bittet die BI Herrn Helbig auch noch, von der angedrohten Beseitigungsverfügung Abstand zu nehmen. Die BI will nun auch noch die Landesregierung in ihre schmutzigen Baugeschäfte reinziehen und diese dazu zwingen, eine Informationsstelle gegen die Atomenergie in der Hütte einzurichten. Ob Herr Helbig sich davon beeindrucken läßt? Zur Sicherheit hat die BI Widerspruch eingelegt.

Dirk Seifert