Blasmusik und Fanfaren für verblichenen F.J.S.

■ CSU begeht Geburtstag ihres Großen Vorsitzenden / Todestagsfeier muß wg. Deutscher Einheit ausfallen

Aus München Luitgard Koch

Weiß-blau strahlt der Himmel über der bayerischen Landeshauptstadt. Vom Turm des „Alten Peter“ ertönen Fanfaren. Auch vom Dach des Kaufhauses Beck und schräg gegenüber vom Cafe Glockenspiel tönt's blechern. Auf dem Marienplatz sammeln sich Blaskapellen, Gebirgsschützen und Trachtler.

Nicht mit Pauken und Trompeten, dafür mit Fanfaren und Blaskapellen feiern die Schwarzen den Geburtstag ihres verstorbenen Chefs und Metzgersohns F.J.S. Sogar sein ehemaliger Ziehsohn, Peter Gauweiler, darf zusammen mit dem Oberammergauer Laienschauspieler und Ministerpräsidenten Max Streibl eine Rede halten. Kurz nach dem Tod von Strauß hatten ihn seine Parteifreunde erst einmal kräftig zusammengestaucht und abserviert.

Inzwischen jedoch ist der nun auch ordnungsgemäß verheiratete Saubermann in Parteikreisen längst wieder rehabilitiert und wird schon als neuer Umweltminister gehandelt. Der schneidige Peter war auch als erster zur Stelle als der Große Vorsitzende nach einem anstrengenden Oktoberfestbesuch, kaum daß er zum Jagdgewehr auf den fürstlichen Jagdgründen von Thurn und Taxis greifen konnte, zusammenbrach. Aufsehen erregte Gauweiler auch als er als einziger am Sarg von Strauß ganz militärisch salutierte. Doch eigentlich soll's ja nicht um die Hinterbliebenen gehen, sondern um den Verblichenen.

„Mit seinem Geburtstag muß jeder selber fertig werden“, hat Strauß angeblich schon gewußt als er 65 wurde. Seine Erben freilich müssen derzeit noch mit ganz anderen Sachen fertig werden und haben momentan außer seinem Geburtstag auch wenig Anlaß zu feiern. Denn die Zukunft sieht für die Schwarzen nicht besonders rosig aus. Das ganze Wiedervereinigungsspektakel macht der CSU nur halb soviel Freude wie sie offen zugeben darf. Mit ihrer Satellitenpartei DSU sind die Parteifreunde nämlich gehörig auf die Schnauze gefallen.

Die Gefahr, zur Regionalpartei zu verkommen, wird immer größer. Zwar werden die Schwarzen bei den kommenden bayerischen Landtagswahlen am 14. Oktober ihre absolute Mehrheit noch nicht verlieren, zu schnell verschwanden die Reps von der Bildfläche, doch die Traumzahlen unter Strauß können sie sich trotzdem abschminken. Der Glanz ist hin.

Und auch im neuen Bundeskabinett nach der gesamtdeutschen Wahl sollen die Schwarzen nicht mehr so stark wie bisher vertreten sein. Nicht zuletzt deshalb versuchte Ministerpräsident Max Streibl in seiner Verzweiflung den großen Coup und gab sogar eine Studie in Auftrag, ob es möglich sei, daß Bayern endlich ausschert und eigenständig wird. Doch wieder hatte der arme Streibl Pech. Er schafft es einfach nicht, zum bayerischen Regenten aufzusteigen wie sein Vorgänger. Schuld daran ist diesmal die Bundesbahn. Angeblich wäre es einfach zu teuer gewesen, ein eigenes königlich-bayerisches Schienennetz aufzubauen.

Trotzdem: Kohl wird sich wieder mal ärgern. Hat er sich jetzt doch soviel Mühe gegeben, als Wiedervereinigungskanzler in die Geschichte einzugehen - und das ganz ohne den ewigen Ärger mit seinem Duzfreund F.J.S. Aber wie's der Teufel will, vermasselt ihm dieser noch über den Tod hinaus die reine Freude. Akkurat am neuen Feiertag der Wiedervereinigung segnete der CSU-Chef das Zeitliche. Für den 'Bayernkurier‘ ist das natürlich Anlaß genug, um von einer „geschichtlichen Fügung“ zu sprechen.