Momper darf mitfeiern

■ Bonner Vorbereitungen für Einheitsfeier in Berlin laufen auf Hochtouren / Probleme mit der Rangordnung / Kein Sonderplatz für Lafontaine

Berlin/Bonn. Eine „äußerst delikate Angelegenheit“ sei die Bonner Vorbereitung für den Ablauf des Tages der deutschen Einheit am 3. Oktober in Berlin, heißt es allenthalben in den Amtsstuben der Bundeshauptstadt, die mit der Aufstellung des Festprogramms beauftragt sind. Kanzler Kohl will bis Dienstag den genauen Programmablauf auf dem Tisch haben. Bis dahin hat vor allem Bundesinnenminister Schäuble noch einiges zu tun, denn er ist der oberste „Einheits-Koordinator“.

Nachdem Helmut Kohls Absicht sicher ist, die vier „Großen“ am 3. Oktober gerne in Berlin zu sehen, bekommt das Berliner Wunschprogramm nun auch eine internationale Komponente. Die Präsidenten George Bush und Michail Gorbatschow werden vermutlich am Rande ihres Helsinki-Gipfels am Wochenende klären, ob sie das Ende des Kalten Krieges und die Wiedererlangung der deutschen Souveränität an der Spree mitfeiern können oder nicht. Daß Fran?ois Mitterrand und Margaret Thatcher gerne - allerdings nicht im Alleingang nach Berlin kommen wollen, steht in Bonn fest. Wie der Auftritt der Repräsentanten der Siegermächte publikumswirksam in Berlin in Szene gesetzt werden kann, darüber zerbricht man sich in Bonn aber noch die Köpfe.

Das in Moskau aufgetauchte Gerücht, Gorbatschow wolle Bush unter dem Brandenburger Tor demonstrativ die Hand drücken, wird in Bonn bei einer Beteiligung aller vier Siegermacht -Vertreter als kaum gangbar bezeichnet: „Das gibt ein Handschlag-Durcheinander.“ Auch der Plan, in der Nacht zum 3. Oktober vom Brandenburger Tor neben der DDR-Flagge auch die französische, amerikanische, britische und sowjetische Fahne feierlich einzuholen, ist verworfen worden. So scheint sich die Überlegung durchzusetzen, die Vertreter der Siegermächte gemeinsam zu Fuß durch das Brandenburger Tor zum Ostberliner Schauspielhaus laufen zu lassen, wo der Staatsakt zur Einheit stattfinden soll.

Mit dem Bundespräsidialamt läuft noch die „Feinabstimmung“, da Richard von Weizsäcker bei dem Staatsakt am 3. Oktober der Hauptakteur sein soll. Auch die Einbindung der SPD in das Feierprogramm ist alles andere als einfach. Bei hochkarätiger ausländischer Teilnahme am Berliner Programm rutschte die Oppositionsführung zwangsläufig in der Rangordnung weiter nach unten. Einziges Trostpflaster: Der amtierende Bundesratspräsident Walter Momper (SPD) wird bei dem Staatsakt ebenfalls sprechen.

Eine „herausragende Stellung“ des SPD-Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine ist bislang nicht vorgesehen. „Er ist bei dieser Angelegenheit einer von mehreren Ministerpräsidenten“, meint man im Bonner Regierungslager. Dort ist man unterdessen immer noch am Hin-und-Her -Organisieren: „Wir haben alle Hände voll zu tun.“

dpa