DT64: Frequenz und eine Million Hörer weg

■ Kein nationaler Sender mehr / DDRler werden jetzt vom RIAS beglückt

Ost-Berlin. Das DDR-Jugendradio DT64 ist seit heute früh um vier Uhr nur noch im Raum Berlin-Brandenburg zu empfangen. Eine Million der insgesamt 1,5 Millionen HörerInnen des Senders müssen jetzt statt mit dem gewohnten Jugendradio mit dem RIAS vorliebnehmen.

Wie der stellvertretende Chefredakteur von DT64, Schneider, gegenüber der taz erklärte, habe die Belegschaft erst gestern mittag erfahren, daß die Frequenzen außerhalb Brandenburgs gekappt werden. Hintergrund ist ein Kooperationsvertrag zwischen dem im Rahmen des kalten Kriegs aufgebauten und von Bonn und den USA finanzierten RIAS und dem Intendanten des DDR-Rundfunks, Singelnstein. Nach Angaben des Leiters der RIAS-Intendanz, Wilhelm Wiegreffe, habe der RIAS die UKW-Frequenzen aber keineswegs gekauft, sondern das „Angebot“ erhalten, sein Programm auf den entsprechenden Frequenzen auszustrahlen. Die Programmverantwortung läge weiterhin beim DDR-Rundfunk. Bestandteil des Vertrages sei, daß RIAS an den DDR-Rundfunk Gebühren zahlt sowie einen Teil der bei DT64 tätigen JournalistInnen übernimmt. Genaue Zahlen wollte Wiegreffe gestern nicht nennen.

Die Vereinbarungen seien vorbehaltlich der künftigen rundfunkrechtlichen Vorstellungen der Länder getroffen worden. „Das Ganze kann also durchaus wieder aufgelöst werden.“ Der RIAS befindet sich zur Zeit selbst noch in einer ungesicherten Situation: Die Bonner Subventionen werden spätestens Ende nächsten Jahres gestrichen, bis dahin, so Wiegreffe, hoffe der RIAS auf eine Zusammenlegung mit dem ZDF. Für die Ausstrahlung des RIAS-Programms auf den DDR-Frequenzen habe man sich jedoch im Vorfeld bei allen zuständigen Stellen „grünes Licht“ geholt.

Ganz im Gegensatz zu der Belegschaft. Schneider: „Es war klar, daß wir in dem Umfang nicht weitermachen können.“ Die Art und Weise, wie der Sender davon erfahren habe, könne er jedoch nicht akzeptieren.

maz