Gesprächsdruck in Jakarta

■ Kambodschanische Konfliktparteien durch US-sowjetische Intervention an einen Tisch?

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Bush und Gorbatschow werden bei ihrem Gipfeltreffen in Helsinki zwar hauptsächlich mit der Golfkrise befaßt sein, dennoch wird ihnen Zeit bleiben zu einem Austausch über Kambodscha, der anderen internationalen Krise, bei deren Lösung die Supermächte kooperieren. Der sowjetische Präsident sei, so heißt es aus Moskau, an einer Diskussion über die Fortschritte des UN-Friedensplanes interessiert. In diesen Tagen beginnen mit einiger Verzögerung die Jakarta -Verhandlungen zwischen den vier zerstrittenen Khmer -Fraktionen. Noch Anfang der Woche hatten sowohl der Führer der Widerstandskoalition als auch der kambodschanische Premier Hun Sen ihre Teilnahme verweigert. Doch die US -sowjetische Intervention sollte beide umstimmen und in die indonesische Hauptstadt locken.

Dabei war die Erklärung von US-Außenminister Baker, Amerika sei zur Aufnahme direkter Verhandlungen mit der Regierung in Phnom Penh bereit, von entscheidender Bedeutung. Die USA plagt nun die Sorge, die Roten Khmer könnten - nachdem sie zehn Jahre aktiv unterstützt wurden - heute wieder in der Lage sein, die Macht in Phnom Penh zu ergreifen.

Das Weiße Haus scheint darauf zu setzen, daß ein direkter Dialog mit Hun Sen die politischen Brüche innerhalb der Regierung in Phnom Penh zutage fördern, mithin eine dritte Kraft hervorbringen könnte, die in der Lage wäre, bei „freien und fairen“ Wahlen unter Schirmherrschaft der UNO zu gewinnen.

Was immer die langfristigen Ziele der USA gewesen sein mögen - ihr unmittelbarer Effekt war, auf Hun Sen Druck auszuüben, damit er nach Jakarta kommt. Genau das dürfte auch für den Sinneswandel Sihanouks ausschlaggebend gewesen sein. Wie im Gegenzug, kündigte tags darauf Schewardnadse in Tokio die Bereitschaft der UdSSR zu Gesprächen mit Sihanouk an. Wohl um mitzuhalten, hatte zuvor schon der chinesische Außenminister Qian Qichen - nach Gesprächen mit Schewardnadse - die baldige Einstellung der Waffenlieferungen an die Roten Khmer in Aussicht gestellt. Es war die erste öffentliche Äußerung, die eine wachsende Kluft zwischen Peking und seinen Schützlingen, den Roten Khmer, signalisiert. Wenn nun Schewardnadse und Baker morgen in Helsinki zusammentreffen, dürfte ihnen mehr der Sinn nach Kambodscha stehen als nach dem Golf - zumal eine Lösung so greifbar nahe scheint. Alle Augen sind jetzt auf Jakarta gerichtet, wo der Druck des Großmacht-Triumvirats die Khmer -Fraktionen dazu zwingen soll, eine gemeinsame Friedensformel zu finden. Ach, wären die Dinge doch so einfach!

Larry Jagan