Viele BremerInnen packen ihre Sachen

■ Die Giftgasgranaten aus der Pfalz erreichen auf ihrem Transport nach Nordenham jetzt Bremen / Senat lehnt Einrichtung eines Bürgertelefons zur Information besorgter BremerInnen ab

Bremen (taz) - Fünf Hundertschaften der Bremer Polizei werden die Bahngleise schützen, über die in der nächsten Woche die Giftgasgranaten aus der Pfalz rollen werden. Aufmerksame BürgerInnen beobachteten Übungsflüge von Hubschraubern über der Bahnstrecke in Bremen. Das kann die Bremer Bevölkerung nicht beruhigen: Viele werden ihre Sachen packen und in der gefährlichen Zeit vom 12.bis 19.September wegfahren.

Die „Bremer Aktionsgemeinschaft Giftgastransporte“, ein Zusammenschluß von Friedensorganisationen und Einzelpersonen, bezeichnete die Schutzmaßnahmen des Bremer Innensenats gestern als „technokratischen Zynismus“: Die Waffen würden geschützt, aber nicht die Bevölkerung.

Die von den Grünen geforderte Einrichtung eines Bürgertelefons zur Information besorgter BremerInnen hatte der Senat abgelehnt und auf die Dienstzeiten des Pressesprechers im Innensenat verwiesen. Eine Mutter hatte vom Pressesprecher des Innensenators gehört: „Was wollen Sie denn eigentlich, die Leute, die im Knast sitzen, können ja auch nicht wegfahren.“

Die Bremer Aktionsgemeinschaft plant für die nächste Zeit Aktionen zum Giftgastransport. So wird vom 12.September bis zum Abschluß der Transporte vor dem Bahnhof eine Mahnwache stattfinden. Dabei sollen auch Unterschriften für den Bremer „Giftgasappell“ gesammelt werden. Der Appell wendet sich unter anderem gegen den Export von Giftmüll, zum Beispiel Chemiewaffen, in die Dritte Welt. Die Bundesregierung wird aufgefordert, für die weltweite Ächtung der Chemiewaffen einzutreten und einen Passus in die Verfassung aufzunehmen, wonach sie für immer auf derartige Waffen verzichtet.

Die Umweltorganisation Robin Wood wies darauf hin, daß sich zehn Meter von der Bahnstrecke entfernt in Kirchweyhe bei Bremen die Kesselreinigungsfirma RBS befindet. Hier werden Eisenbahnwaggons gereinigt, die mit hochexplosiven und giftigen Stoffen gefüllt waren. Laut Robin Wood werden in dieser Firma die notwendigen Brandschutzbestimmungen nicht beachtet. Katastrophenpläne gibt es nicht.

Beate Ramm