Ortega-Empfang im Frühstücksraum

■ Nicaraguas Ex-Präsident bei Wedemeier, Scherf und Bremer Solidaritätsgruppen

Am 10. Mai 1989, als er das erste Mal in Bremen war, schwebte er mit dem von Honeckers DDR gestellten Flugzeug in Hamburg und einem BGS-Hubschrauber in Bremen ein und bekam einen richtigen Staatsempfang im Rathaus. Gestern kam Nicaraguas sandini

stischer Ex-Präsident Daniel Ortega im Auto aus Hamburg und wurde von Klaus Wedemeier und Henning Scherf im Frühstücksraum des Hotels zur Post empfangen. Nach drei Stunden Gespräch mit den beiden Bürgermeistern und anschließend 20 VertreterIn

nen der Bremer Nicaragua Solidarität ging es dann per Bundesbahn weiter nach Bonn (vgl. das ausführliche Interview mit Ortega auf S.9).

„Ich hoffe, Sie fahren trotzdem mit dem Eindruck weiter, daß Sie in Bremen Freunde haben“, verabschiedete Henning Scherf gestern den Gast, der heute als Vorsitzender der FSLN in Managuas Parlament sitzt. Zuvor hatte Ortega dafür geworben, die Unterstützung des revolutionären Nicaragua trotz der verlorenen Wahl nicht abzubrechen. „Gerade jetzt brauchen wir die Solidarität“, sagte er den versammelten SPD -PolitikerInnen und InitiativlerInnen.

„Wir Sandinisten unterstützen auch die internationale Hilfe für die Regierung Chamorro“, sagte Ortega. In Bonn wolle er für die Wiederaufnahme der eingefrorenen Entwicklungshilfe eintreten. Die Solidaritätsbewegung solle ihre Hilfe jedoch „direkt den Basisorganisationen zukommen lassen“.

In Bremens nicaraguanischer Partnerstadt regiert inzwischen

zwar die US-orientierte U.N.O., „aber trotzdem gibt es in Corinto noch viele Kooperativen z.B. im Sozial-, Gesundheits - und Bildungsbereich, die Hilfe brauchen“, sagte Ortega. Die neue antisandinistische Stadtverwaltung habe dabei „nur sekundäre Bedeutung“.

Trotz des rapiden wirtschaftlichen Niedergangs Nicaraguas unter Violeta Chamorro, müßten die Sandinisten jetzt zunächst „verhindern, daß die Regierung stürzt“. Denn das könnte den USA ein willkommener Anlaß sein, die internationale Aufmerksamkeit auf den Golf-Konflikt für eine wenig beachtete schnelle Invasion in Nicaragua zu nutzen.

Als Geschenk der Bremer Solidaritätsbewegung bekam Daniel Ortega gestern ein Fotoalbum mit auf die Reise - als Erinnerung an seinen Staatsbesuch im vergangenen Jahr. 1.500 BremerInnen hatten ihm damals mit schwarz-roten Fahnen zugejubelt, während er in olivgrüner Uniform auf dem Podium vor der Bürgerschaft die sandinistische Hymne hörte.

Ase