Ins linke Abseits

■ Drei AL-FunktionärInnen haben die Partei verlassen

KOMMENTAR

Sie waren in den letzten Wochen im Urlaub. Auf den ersten Blick ist das die einzig nachvollziehbare Erklärung für den Austritt der drei AL-FunktionärInnen Harald Wolf, Birgit Arkenstette und Astrid Geese. Der Zeitpunkt, den die drei wählten, um „links“ auszuscheren, erlaubt zwar alle möglichen Spekulationen. Einen Hintergrund für das düstere Bild über den Zustand der Koalition, das die Dissidenten gerne malen würden, liefert er nicht. Es ist nicht die AL, die sich in diesen Tagen Sorgen um ihr Profil machen muß. Angeschlagen ist der große Koalitionspartner SPD. Aus dem Streit um den Reaktor des HMI ging die alternative Umweltsenatorin Michaele Schreyer als Siegerin hervor. Ihr gilt der Jubel der AL-Wählerklientel und vieler Sozialdemokraten, während diesmal Momper eine Kröte schlucken mußte. Die SPD-Spitze steckt in der Klemme. Sie mußte wählen - zwischen dem Vorwurf der Wissenschaftsfeindlichkeit und dem Etikett der „Atompartei“.

Die abgetretenen Alternativen stören sich immer noch an der Linie, die die Partei-Realos um Bernd Köppl auf der Mitgliederversammlung im Juni durchsetzen konnten. Dabei ist die Realo-Strategie aufgegangen. Trotzdem muß sich die AL nun um ihr Image keine Sorgen mehr machen - wenn sie es an den Maßstäben ihrer zumeist etablierten Wähler mißt, nicht an dem flächendeckenden Feierabendmoralismus vieler ihrer Parteifunktionäre. Sinn macht der Austritt von Wolf, Arkenstette und Geese nur, wenn sie jetzt rasch in ein neues Ghetto wechseln wollen: zur Linken Liste und der PDS. Es sind wohl romantische Erinnerungen, die viele AL-Alternative mit dem Begriff „links“ verbinden und die ihnen immer noch die Sinne vernebeln. Der Sozialdemokratismus der PDS wird sich bald erschöpfen - im Wettlauf mit der SPD um die höheren Lohnforderungen für Stahlarbeiter und Müllfahrer. Mit den Problemen der Zukunft hat das wenig zu tun - denn die sind ökologisch.

Hans-Martin Tillack