Geräusch trifft Quader

■ DACAPO-Galeriekonzert bei Katrin Rabus

Am Anfang war das Geräusch. Am Ende war der Quader. Zwischen diesen beiden kargen Säulen fand am Sonntagabend das erste Galeriekonzert der DACAPO-Reihe in der Galerie Katrin Rabus statt.

Ohne die sonst oft üblichen angestrengten Bemühungen von Multimedia-Veranstaltungen, beim Publikum eine kongeniale Mehrfach-Sinnenstimulierung locker zu machen, standen hier Kompositionen, Skulpturen und Bilder, ohne Anspruch aufeinander zu erheben, im Raum: Die KomponistInnen Caspar Johannes Walter, Carola Bauckholt, Morton Feldman und der (un)- vermeidliche Wolfgang Amadeus Mozart trafen mit der Sparsamkeit ihrer Mittel auf die asketischen Objekte von Hans Steinbrenner. Eine wohltuend uninszenierte Atmosphäre, in der auch noch ein Publikum, Gespräche mit den KomponistInnen und zwei hervorragende MusikerInnen Platz hatten: das Cello-Duo Biruta Alle und Michael Bach.

„Komponieren“ ist ein Zusammenstellen; was sich so wie eine Banalität anhört, ist beim Komponisten Caspar Johannes Walter ein eindringliches künstlerisches Motto seiner Stücke „Comodo e Lamentoso I/II“. Die totale Beschränkung der kompositorischen Mittel wird umso reicher, je reduzierter sie an das Ohr dringen — in einer Zeit, in der rund um die Uhr vom Wartezimmer bis zum (einstmals) stillen Örtchen das Endlosband blöde dudelt, gehört solche Musik geradezu ins „Überlebensköfferchen“. Biruta Alle und Michael Bach horchten den punktuellen Tönen — die überwiegend nicht mehr sind als ein kurz angestrichener Laut in akustisch und auf dem Cello entlegenen Regionen — nach, setzten sie in rhythmische Bewegungen um, stifteten Zusammenhänge, wo man sie angesichts der Nacktheit des Materials nicht mehr geahnt hätte.

Die Komposition „Sottovoce“ für zwei Celli von Carola Bauckholt ist ähnlich sparsam mit den Mitteln, setzt jedoch mehr auf Klangbänder als auf Mosaiksteinchen. Die beiden Instrumente quälen sich in mehreren Abschnitten immer wieder haarscharf am Einklang vorbei, um am Ende erschöpft in die Stille abzugleiten. Wer an der Ausdruckskraft fiepsiger Kehlkopflaute, die Caspar Johannes Walters Partituren minutiös genau vorschreiben, oder an der Intensität eines vierfachen Pianissimo, das die beherrschende Lautstärke in „Sottovoce“ ist, zweifelte, ist vielleicht selbst als SkeptikerIn gegenüber der Avantgardemusik nach dem ersten Galeriekonzert um manche Hörerfahrung reicher.

Ulrike Brenning