: Flaute im TV-Luftraum
■ „Abenteuer Airport“ und „Kripo-Frauen“ am Sonntag in der ARD
Internationale Waffendeals, arabische Geheimdienste, Bombenattentate, Beinaheabstürze von Jumbojets, Kidnapping, schneidige Piloten, hemdsärmelige Flughafenchefs und heulende Ehefrauen, das ist der Stoff, aus dem Abendteuerserien geschneidert werden. So muß sich zumindest Felix Huby, geistiger Vater des ZDF- Pfarrers Günter Strack gedacht haben, als er die Drehbücher zu der neuen WDR-Serie Abenteuer Airport schrieb. Ort des Geschehens ist der Düsseldorfer Flughafen. Und wenn auch noch Hansjörg Felmy den tierlieben Feuerwehrmann mimt, Ezard Haußmann den Flugverkehr überwacht und Eberhart Feik seine Rolle als Schimanski-Gehilfe endlich hinschmeißt, um sich als gewissenloser Waffendealer zu betätigen, dann muß die Spannung doch unerträglich werden.
Unerträglich war's denn auch tatsächlich. Unerträglich konstruiert und übervoll die Einführungsstory, aber das haben Pilotfilme ja so an sich, da in sie das ganze zu erwartende Seriengeschehen hineingepackt werden soll. Hölzern die Dialoge und einfallslos fernsehspieltypisch-starr die Kameraführung. Der Blick in die Flugüberwachungszentrale wird immer nur aus ein- und derselben Perspektive gewährt. Und den Jungs von der Bodenkontrolle fällt angesichts einer heranrasenden Passagiermaschine mit ausgefallenem Triebwerk nichts besseres ein als teilnahmslos „Brems' doch, brems doch!“ ins Mikro zu hauchen. „Puh, noch einmal gutgegegangen“, ist ihr Kommentar, als dieselbe Maschine übers Rollfeld hinausgeschossen ist. Aber sie haben ja Charly (Felmy) und der buddelt den bruchgelandeten Flieger, immer einen Scherz auf den Lippen, wieder aus dem Rasen aus. Wirklich übel dagegen ist die Geschichte mit dem Luftfrachtunternehmer Brasch (Feik), der statt der angegebenen LKW-Achsen Stinger-Raketen in den Nahen Osten verticken will. Eigentlich fast überflüssig zu erwähnen, daß das kameradschaftliche Männergespann Felmy/Haußmann auch diese Angelegenheit nach mehrmaligen Szenenwechsel zum Flughafen nach Marseille am Ende in den Griff kriegt.
Eberhart Feik durfte am Ende des Pilotfilms wenigstens sterben, gemeuchelt vom südafrikansichen Geheimdienst (oder waren es doch die Araber? Egal!). So erspart er sich und uns weitere peinliche Airport-Auftritte im Kupferrot-gefärbtem Flaumhaar und auftoupiertem Backenbart. Im WDR-Tatort kommt er einfach besser. Für Hansjörg Felmy, Ezard Haußmann und Claudia Wedekind — als weinerliche Ehefrau des Flughafenchefs Wolf — geht es jetzt erst richtig los, elf strapaziöse Airport-Abenteuer lang.
Anmerkung am Rande: Daß es im richtigen Leben spannendere Geschichten zu beobachten gibt als die fiktiven Flughafen-Stories, bewies die ARD zu späterer Stunde mit Hilde Heims Porträt über Berliner Kripo- Frauen. Besonders die blonde Kriminalkommissarin auf der schweren Honda, die nach Besichtigung einer verwesten Frauenleiche Champagner in der Badewanne süffelt, wenn sie nicht gerade im Kirchenchor singt, wäre den Drehbuchautoren als Hauptdarstellerin einer neuen Krimiserie wärmstens zu empfehlen. Ute Thon
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