Panzer zu Feuerlöschern

■ Bremer Unternehmer will 40.000 Sowjetpanzer zu Feuerwehrwagen umrüsten

40.000 Panzer muß die Sowjetunion als Ergebnis der Wiener Abrüstungsverhandlungen zu Schrott einstampfen. Doch halt! Da ist ein Mann mit einer Idee.

Fred Waschkowski, Gründungsmitglied des „Koordinationsbüros für Logistik“, will alle 40.000 zu Feuerlöschfahrzeugen umbauen und diese weltweit vertreiben. Für Firmen, die auf sein Projekt einsteigen, ist angeblich ein Umsatz von 32 Milliarden Mark drin.

Die Bremische Stiftung für Rüstungskonversion und Friedensforschung bot Waschkowski gestern ein Forum, um seine Idee der Öffentlichkeit vorzustellen. Das Medieninteresse war groß. Endlich mal einer, der zwar nicht Schwerter zu Pflugscharen aber Panzer zu Löschfahrzeugen machen will. Der Vortrag des wortreichen Möchtegern-Unternehmers hinterließ jedoch eine ratlose JournalistInnenschar: Hatte man es mit einem cleveren Geschäftsmann zu tun oder mit einem nicht ernst zunehmenden Phantasten?

Waschkowski hat 25 Jahre lang als „selbständiger Geschäftsmann“ mit ausgemustertem Natomaterial gehandelt, zum Beispiel Bagger, Planierraupen und Amphibienfahrzeuge von den Pionieren ersteigert und an Tiefbaufirmen verkauft. Das Geschäft lief nach eigenen Angaben gut und ist nach Meinung von Stiftungsmitglied Christoph Butterwegge auch „seriöser, als Waffen an kriegführende Staaten zu verkaufen“.

Seit etwa einem Jahr treibt es Waschkowski zu größeren Taten. Ziel seines Koordinationssystems für Logistik ist es, sich mit neuartigen Technologien zu befassen, „die auf dem Weltmarkt noch nicht vorhanden sind, aber dringend benötigt werden“. Was die Welt zunächst braucht, meint Waschkowski, sei ein Feuerlöschsysten zur Bekämpfung von Naturkatastrophen. Für kleinere Katastrophen erdachte er das „Feuerlöschsystem I“, bestehend aus einem Drei- oder Vierachslaster, wie ihn auch die Natostreitkräfte benutzen, beladen mit einem Löschwassercontainer, Fassungsvermögen 18.000 Liter. Zur Bekämpfung von Großbränden empfielt der einfallsreiche Kaufmann sein „Feuerlöschsystem II“, das sich einer technischen LaiIn ganz platt so darstellt: Ein sowjetischer T55 Panzer wird oben abrasiert, auf das Panzerkettenfahrgestell wird der schon bekannte Löschwassercontainer geladen.

Das Fahrzeug kann, so Waschkowski, dicht an den Brandherd heranfahren. Die Poduktion sei dank Kampfpanzerrecycling wesentlich kostengünstiger als die gängigen Löschfahrzeuge. Die „Bedarfsträger“ in fünf Kontinenten warten eigentlich nur noch darauf, beliefert zu werden, denkt sich Waschkowski, und weiter: 50 Prozent der Löschpanzer sollen von Bremer Firmen und 50 Prozent im Leningrader Panzerwerk gebaut werden.

Waschkowski will bereits mit dem stellvertretenden sowjetischen Verteidigungsminister über seine Pläne gesprochen haben. In Leningrad stünden zwei Panzer zur Verschiffung nach Bremen bereit, wo sie zu Prototypen umgebaut werden sollen, versichert Waschkowski. Es gäbe Kontakte zu drei Bremer Firmen und Interesse aus dem niedersächsischen Umland. Was es trotz aller wortreichen Erklärungen nicht gibt, sind konkrete Zusagen und Verträge.

asp