"Mitbestimmt umrüsten"

■ Debatte um sozialverträgliche Konversion

„Jetzt ist das Kreativitätspotential aus den Betrieben gefragt“, betonte Helmut Wiesenthal, Moderator einer Podiumsdiskussion, zu der die Grünen in die Angestelltenkammer eingeladen hatten. „Muß Bremen von den Krisen leben?“ wollten sie von den Diskutanten wissen. Und Ralf Fücks (Grüner Bundestagskandidat), Jörg Fischer (Konversions-engagierter Betriebsrat bei MBB) und Rudolf Hickel (Professor für Politische Ökonomie an der Uni Bremen) bemühten sich redlich, eine kontroverse Diskussion gegen Rüstungsproduktion und für Konversion als einer Entwicklungsmöglichkeit der Region zu präsentieren.

„Konversion alleine ist es auch nicht“, betonte der MBB-Betriebsrat. Wenn die Manager aus den jetzigen Rüstungsbereichen zivil nutzbare Produkte herausziehen, müßten dabei auch für Arbeitnehmer tragbare Arbeitsplätze entstehen. Unverzichtbar ist für den Betriebsrat deshalb die Mitbestimmung auch bei Produktionsumstellungen, die Gewerkschaft und Partei (IG Metall und SPD) bisher nicht habe durchsetzen können. Was nutzt es, zum Beispiel auf die Flugzeugproduktion umzusteigen, wenn die Langstreckenflugzeuge mit ihren Abgasschleppen für die Atmosphäre weitaus schädlicher sind als FCKW, oder wenn die Arbeitnehmer das Farbspritzen von Flugzeugteilen wegen der zahllosen Schadstoffe nur in Raumanzügen bewerkstelligen können, fragte Fischer.

Der Ökonomie-Professor Hickel, übrigens auch Mitglied in der SPD-nahen Bremer Stiftung Rüstungskonversion, hält den Verzicht auf Produktion von Kriegsgeräten für „volkswirtschaftlich verkraftbar“ (laut Hickel macht das Rüstungs-Produktionsvolumen nur 1% des Bruttosozialproduktes aus). Um die militärischen und zivilen Produktlinien der Rüstungsbetriebe (Hickel: „ein hochkonzentierter Bereich der Hightech“) auseinanderzukriegen, fordert Hickel vehement einen interdisziplinären Schwerpunkt Friedensforschung.

Ralf Fücks dagegen sieht Konversion noch keineswegs als „realpolitisch so sicher“ an. Abrüstung kann nur gelingen, wenn es konkrete Lösungen für die Arbeitsplätze gibt, betonte er. Das gleiche Produktionsvolumen läßt sich seiner Meinung nach mit Konversion nicht durchhalten. Und daß die ehemaligen Rüstungsarbeiter sich für den defizitären Pflegebereich umschulen lassen, das werde man wohl erst der nächsten Generation zumuten können. ra