Für Umlandkreise ist der Ofen aus

■ Nach dem Müllbeschluß: Reaktionen aus Verden, Osterholz und Cuxhaven

Als Folge des Bremer Müllpokers ist für die drei Umlandkreise Cuxhaven, Osterholz-Scharmbeck und Verden der Ofen aus bei der Müllbeseitigsanlage Bremerhaven (MBA). Nicht von heute auf morgen, aber in 10 bis 18 Jahren.

Die Landkreise sind unterschiedlich vorbereitet auf den von Bremen verordneten und von der Hannoverschen Landesregierung gewünschten Ausstieg aus der Müllverbrennung.

Dem Osterholzer Baudirektor Michael Hundt bereitet das Ende des Vertrages mit der MBA im Jahr 2004 kein Kopfzerbrechen. Im Landkreis gäbe es ausreichend mögliche Deponiestandorte, die Umweltschutz-und Sicherheitskriterien entsprächen, so Hundt.

Wenig Sorgen macht sich auch die Cuxhavener Bauverwaltung. Wenn ab 2008 in Bremerhaven kein Müll mehr verbrannt werden darf, kann auf die neue Deponie in Heeßel zurückgegriffen werden. Auch an der Küste gibt es ein „Abfallwirtschaftskonzept“, mit dem die Müllmenge verringert werden soll.

Weniger gelassen blicken die Verdener in die Zukunft. Ihr Vertrag endet im Jahr 2000. Die Suche nach einem Deponiestandort gestaltet sich äußerst schwierig. Nach dem „Aus“ im Bremer Müllpoker werden im Landkreis jetzt zwischen Oberkreisdirektor, CDU und FDP einerseits und SPD/Grüne-Mehrheitsgruppe andererseits die schwarzen Peter verteilt.

Der Grüne Harald Hesse, stellvertretender Landrat und Vorsitzender des Ausschusses für Energie-und Abfallwirtschaft, ist „ganz froh über die Bremer Entscheidung“, denn „nun muß die Verwaltung endlich handeln“. Und die SPD-Kreistagsfraktion muß auch endlich so, wie sie schon lange will, nämlich weg von der Verbrennung, hin zu Müllreduzierung und Deponierung.

Doch das ist leichter gesagt als getan. Keine Gemeinde will die Deponie haben, und auch mancher SPD-Abgeordnete hätte angesichts der Kommunalwahlen im Herbst 1991 die Entscheidung gern noch etwas verschoben. Auf Wahlkalkül will SPD Sprecher Horst Austermann jedoch keine Rücksicht nehmen: „Wir müssen uns sputen“, weiß der Sozialdemokrat, der sich von den Bremer Genossen schon etwas überfahren fühlt.

Zehn mögliche Deponiestandorte werden zur Zeit nach einem ökologischen Kriterienkatalog überprüft. Ob zehn Jahre reichen, um den Standort festzulegen, das Planfeststellungsverfahren und den schon in den Zeitplan eingerechneten Verwaltungsgerichtsprozeß dagegen durchzuführen, ist zwischen OKD und Mehrheitsgruppe strittig. Hesse gibt sich zuversichtlich, Mawick malt den Teufel an die Wand und sieht den Landkreis schon auf 50.000 Tonnen Müll sitzen.

Der Sprecher des Umweltministeriums in Hannover, Konrad Keller, findet Panik an der Aller unbegründet. Verden sei nicht der einzige Landkreis mit Deponieproblemen, und die ließen sich in zehn Jahren sicher lösen. Sollte es dennoch zu einem Notstand kommen, werde die Landesregierng sich um „Maßnahmen zur Überbrückung“ bemühen. asp