Palästinenser aus Golfstaaten ausgewiesen

Die „Gastarbeiter“ aus den besetzten Gebieten haben kein Land, in das sie so einfach zurück können  ■ Aus Tel Aviv Amos Wollin

Als Reaktion auf proirakische Äußerungen der PLO haben es palästinensische „Gastarbeiter“ in den Golfstaaten zunehmend schwer. So wurden in den vergangenen Wochen mindestens 16.000 palästinensische Arbeiter aus Katar, Oman und Dubai und 41.300 aus Saudi-Arabien „vertrieben“, d.h. ihnen wurde keine Arbeit mehr angeboten, Verträge nicht mehr verlängert und psychischer Druck ausgeübt. Diese Fakten nannte der Generalsekretär der palästinensischen Gewerkschaftsföderation, Schaher Saed, am Montag vor der Presse in Ostjerusalem.

Auch die Familienangehörigen in den von Israel besetzten Gebieten leiden unter dieser massenhaften Abwanderung, denn sie hängen von dem Golf-Geld ab. Eine Statistik von 1985 zeigt, daß 250.000 Palästinenser in Saudi-Arabien, 320.000 in Kuwait und 100.000 in anderen Golfstaaten lebten, zusammengerechnet ebensoviele Menschen wie im dichtbesiedelten Gazastreifen. In den Golfstaaten arbeitende Palästinenser überwiesen jährlich ungefähr 130 Millionen Dollar an ihre Familien in den besetzten Gebieten. Die Golfstaaten ihrerseits spendeten jährlich etwa 150 Millionen Dollar an palästinensische Erziehungs- und Sozialinstitutionen, Krankenhäuser und religiöse Vereine in den besetzten Gebieten. All diese Summen werden jetzt für „verloren“ erachtet. Gleiches gilt für Ersparnisse und Fonds, die Palästinenser in Golfstaaten deponiert haben und für den zukünftigen Palästinenserstaat bereithalten wollten. In den besetzten Gebieten befürchtet man nun, daß eine Reihe wichtiger Institutionen (Universitäten, Schulen, Krankenhäuser, Kliniken, Wohlfahrtseinrichtungen) vor dem Ruin stehen.

„Eine der ärgsten Folgen der Golfkrise ist der Versuch, die Palästinenser, die weder die Annexion Kuwaits noch den militärischen Aufmarsch in Saudi-Arabien billigen und einen Krieg vermeiden wollen, zum Sündenbock zu machen“, so Saed. Seiner Meinung nach gibt es „eine große Verschwörung gegen das arabische Volk und insbesondere die Palästinenser“. Deren jetzt stattfindende „dritte erzwungene Emigration“ komme gleichzeitig mit der israelischen Politik der Vertreibung von Palästinensern aus Arbeitsverhältnissen in Israel. Dies geschehe, um jüdischen Einwanderern aus der Sowjetunion Platz zu schaffen, erklärte der Gewerkschaftsführer.

Schaher Saed appellierte an die PLO, wirtschaftliche Projekte in den von Israel besetzten Gebieten zu fördern, damit zumindest ein Teil der Arbeitslosen (30 Prozent) Anstellung finde. Die Vereinten Nationen müßten sich dafür einsetzen, daß aus den Golfstaaten kommende Palästinenser in die besetzten Gebiete zurückkommen dürften. Die meisten von ihnen dürften sich jedoch in Palästinenserlagern in Jordanien wiederfinden.