Amoklaufen wird olympische Disziplin

Amok kommt von malaiischen „amuk“, was soviel wie „Wut“ oder „wütend“ bedeutet. Das Lexikon beschreibt den Amoklauf als „eine seltene, besonders in tropischen Ländern auftretende, plötzliche Geistesstörung mit starkem Drang zu töten. Die Ursachen sind unbekannt.“ Geisteskrankeit? Ursachen unbekannt? In Malaysia vielleicht. In anderen, zivilisierteren Ländern ist aus dem Amoklauf inzwischen so etwas wie eine sportliche Disziplin geworden. Fast täglich kommen Meldungen über immer phantasievollere Amokläufe herein.

Hier sind die Spitzenreiter des letzten Monats: Auf Platz drei haben wir da den 41jährigen Amerikaner Thomas Silman. Nachbarn beschrieben Silman als einen ruhigen Mann, der niemals gewalttätig gewesen sei. Das änderte sich schlagartig als seine Schwester heiratete. Silman war gegen die Verbindung, das machte er klar indem er sich eine Schrotflinte schnappte und seinen Vater, seinen Onkel und seine Schwester und ihren Ehemann tötete. Zwei Polizeibeamte und ein Nachbar wurden verletzt.

Ein Österreicher belegt den zweiten Platz: Der 22jährige Felix Zehetner, ein ehemaliger Soldat der österreichischen UNO-Truppen und als Waffennarr bekannt, besuchte eine Grillparty. Nachdem er sich ordentlich einen angesoffen und mehrere Gäste angepöbelt hatte, warf man ihn raus. Felix fühlte sich verletzt. Er ging nach Hause, nahm seine Smith & Wessen, schoß seine Eltern zusammen und besuchte zum zweiten Mal die Party. Dort nahm er Gefechtsstellung ein und schoß wortlos um sich. Er tötete drei junge Männer und verletzte eine Frau lebensgefährlich. Danach lieferte er sich mit der herbeigerufenen Polizei ein Feuergefecht und traf zwei von ihnen. Mit der letzten Kugel erschoß er sich selbst.

Auf Platz eins kam im letzten Monat ein Australier. Ein Nachbar machte den Fehler den arbeitslosen 35jährigen als „arbeitsscheuen Almosenempfänger“ zu verhöhen. Der Beschimpfte setzte eine Maske auf, bewaffnete sich mit einer Schrotflinte und tötete den Mann. Dann erschoß er noch seine Geliebte und drei weitere Bewohner des Sozialbaus. Nach der Tat ging der Schütze seelenruhig zu einem Kiosk, kaufte sich Zigaretten und einen Softdrink und stellte sich dann der Polizei.

Da es nicht so aussieht, als würde in nächster Zeit der Erwerb von Schußwaffen erschwert werden, wird das Olympische Komitee wohl nicht drum herum kommen, den immer beliebter werdenden Amoklauf als Disziplin bei den nächsten Spielen zuzulassen. Karl Wegmann