: Kleiner schwarzer Riese
■ Bundestagswahl hilft dem CDU-Spitzenmann / Neumann: Kandidat „kein Thema“
Alles ist relativ, auch das Lob. Die Aussage, Peter Kudella ist ein besserer CDU-Oppositionsführer als früher Reinhard Metz, zum Beispiel, ist noch kein Lob. Und auch die Versicherung, Kudella sei in der CDU- Fraktion unumstritten, ist durchaus glaubhaft, aber doch ziemlich nichtssagend. Denn Alternativen zu Kudella gibt es nicht. Der einzige, dem in der CDU-Fraktion politisches Profil bescheinigt wird, der alte Haudegen Günter Klein, möchte seine politische Laufbahn zu gerne im gesamtdeutschen Parlament beschließen und kandidiert für den Bundestag. Also steuert Kudella die Bremer Bürgerschaftsriege.
Trotz aller Pannen und Pleiten des Senats: Die CDU-Fraktion hat bislang die Gunst der vielen Stunden nicht nutzen können. Die Oppositionsarbeit des schwarzen Riese aus dem Bremer Westen erschöpft sich auf immer ähnliche Attacken gegen Bürgermeister Wedemeier, den SPD-Filz und die bösen Kurden. Geholfen hat's kaum, jedenfalls nicht meßbar: Umfragen, die der Senat regelmäßig in Auftrag gibt, sehen die prozentmäßig kleinste CDU-Landtagsfraktion der Bundesrepublik immer noch da, wo sie bei den letzten Landtagswahlen gelandet war: bei 20 Prozent.
Eigentlich Zeit für eine Personaldiskussion. Denn vor gut einem Jahr, als Kudella nach einem Sperrfeuer der Jungen Union Reinhard Metz ablöste, galt der Zeitplan: In einem Jahr gucken wir mal, was der Kudella gebracht hat, dann wird entschieden. Wird er CDU-Spitzenkandiat für die Bürgerschaftswahl oder nicht? Doch davon will in der CDU nun niemand mehr etwas wissen, Peter Kudella schon gar nicht. Sein knapper Kommentar: „Kein Bedarf, das jetzt zu entscheiden.“
Und so sieht es auch Bernd Neumann. Der CDU-Vorsizende: „Kein Thema.“ Was Wunder, denn Neumann möchte sich in Bonn für höhere Aufgaben empfehlen und dabei kann ein passables Bremer Wahlergebnis am 2. Dezember nicht stören. Sehr störend allerdings wäre eine öffentliche Personaldebatte in Wahlkampfzeiten.
Also hat der CDU-Boss die Schonfrist für Peter Kudella um ein halbes Jahr verlängert. Falls sich tatsächlich ein prominenter Kandidat von außen für das politische Himmelfahrtskommando Spitzenkandidatur findet, bleibt nur noch ein halbes Jahr bis zur Bürgerschaftswahl. Wenig Zeit, um den CDU- Karren aus dem tiefen Dreck zu ziehen. Doch Neumann meint: „Egal wer es ist, ein halbes Jahr vorher würde reichen.“
„Ich wüßte schon, für wen ich gerne einen Versorgungsposten hätte“, sagte gestern Peter Kudella und meint damit Fraktionskollegen, die er lieber nicht beim Namen nennt. Sich selbst hat er dabei vermutlich noch nicht gemeint. Rosi Roland
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