Heroisch in den Golfkrieg

■ Aus der Heide in die Wüste: Briten kampfeslustig genSaudi-Arabien

Britische Infanteristen der 7. Panzerbrigade stürmen aus einem Warrior-Schützenpanzer, während die Fernsehkameras surren. Noch ist der „Einsatz“ auf dem Kasernengelände in der Lüneburger Heide reine Show. In wenigen Wochen könnte er für die 6.000 Soldaten der Britischen Rheinarmee ernst werden, wenn sie in Saudi-Arabien eintreffen. Bis Ende des Monats heißt es für sie Einpacken und sich auf die Seereise von Bremerhaven oder Antwerpen an den Golf vorzubereiten und traurig über den Abschied aus der Lüneburger Heide scheint niemand zu sein, eher im Gegenteil.

Mit 120 Kampfpanzern, leichten Panzern, Artillerie und Nachschubeinheiten werden die Soldaten in die Wüste geschickt. „Wir freuen uns auf den Einsatz“, erzählt Major Mark Ravnkilde, der eine Challenger-Kampfpanzer- Einheit kommandiert. Egal, was passiert: Ein Mann bleibt ein Mann. „Natürlich machen sich unsere Frauen mehr Sorgen als wir. Wir sind gut trainiert und haben eigentlich keine Angst. Aber wir hoffen, daß wir keinen Schuß abfeuern müssen“.

Die Scots Dragoon Guards, die in Oerke noch ihre schwarz-grün gestrichenen Challenger vorführen, erhalten neue Panzer, die GTI-Version, wie der Major erklärt. „Die sind mit Superelektronik ausgerüstet, die uns Überlegenheit gegenüber den T-72-Panzer der Irakis, besonders in der Nacht und im Sandsturm gewährt. Sogar die Amerikaner wollen die Elektronik haben“, erzählen die Panzersoldaten. Ihnen ist gar der Stolz anzumerken, daß ihre Brigade wieder in der Wüste eingesetzt wird.

Der Kommandeur, Brigadier Patrick Cordingley, trägt an seiner Uniform schon die „Jerboa- Wüstenratte“, das Abzeichen, das die „Desert-Rats“ vor fast 50 Jahren in Nordafrika bekamen. Cordingley erhielt es von einem Veteranen, der gegen Rommel kämpfte. „Wir sind eine familiäre Brigade“, erzählen die Soldaten, „viele haben Väter, die auch Wüstenratten waren“.

Wegen der Hitze und des Staubes machen sich die Soldaten wenig Sorgen. Sie haben gerade ein dreichwöchiges Training in der kanadischen Prärie hinter sich. „Da war es ganz schön heiß, über 40 Grad im Panzer. Man kommt kräftig ins Schwitzen, aber es läßt sich aushalten“, meinen sie. Genügend Wasser passe auch noch in die Panzer, so daß es keine Probleme mit der Trinkwasserversorgung gebe.

„Den deutschen Winter werden wir nicht vermissen“, sagen die Soldaten, die für sechs Monate leichte Uniformen tragen werden. Was sie allerdings betrübt, ist „daß wir Weihnachten nicht zu Hause sind.“ Wenn alle Nationen zusammenstehen gegen Saddam Hussein, dann müsse man eben seinen Job tun„, meint Major Nigel Beer. “Es wird sich ja bald zeigen, ob die Sanktionen greifen.„

Noch posieren die Soldaten lachend auf ihren Panzern, bevor sie sich in den nächsten Tagen abmarschbereit machen. „Der Einsatz in Nordirland ist zur Zeit gefährlicher. Da kann hinter jeder Ecke ein Terrorist lauern“, sagt ein 23 Jahre alter Infanterist. „In der Wüste heißt für uns erstmal abwarten.“ Michael Buckup/dpa