Teufelsmoor soll Nationalpark werden

■ Arne Börnsen (SPD), Naturschützer und Kreis Osterholz propagieren eine Idee

Arne Börnsen (SPD), seit sechs Jahren Bundestagsabgeordneter, hat die 200 Quadratkilometer große Moorlandschaft im Osten Bremens zu seinem und gleichzeitig auch zum Wahlkampfthema gemacht. Börnsen will dieses ehemals größte zusammenhängende Moorgebiet Mitteleuropas zum Nationalpark erklären lassen. „Es gibt kein anderes Schutzinstrument für dieses Ökosystem, das auch die Landschafts-und Siedlungssysteme in einer gemeinsamen Entwicklungsplanung mitintegriert“, meint er. Der herkömmliche Naturschutz reiche dazu bei weitem nicht aus: Die bereits bestehenden Natur- und Landschaftsschutzgebiete seien lediglich ein „Flickenteppich“. Auch Karsten Schröder, Naturschutzbeauftragter des Landkreises Osterholz, betont: „Der herkömmliche Naturschutz ist ein rein raumordnerisches Konzept. Es schafft die planerischen Voraussetzungen, um ein Gebiet als Erholungsraum zu erschließen.“ Doch damit würde das Teufelsmoor erschlagen: Hier müsse nicht nur die gewachsene Artenvielfalt, sondern auch die in Jahrhunderten entstandene Kulturlandschaft in verschiedenen Zonen mit unterschiedlichem Status erhalten werden. Der Vorteil eines solchen Konzepts liegt vor allem auch im politisch grenzüberschreitenden Planenkönnen, das sich von den kleinen Gebieten löst und sie konzeptionell verbindet.

„Diese Idee ist kein Wahlkampftrick, sondern eine realistische Vision“ beteuert der Schiffsbauingenieur und Hobbyornitologe Börnsen, der als Kind im Teufelsmoor lebte. Naturschutzverbände und der u.a. betroffene Landkreis Osterholz unterstützen die Idee, mit der er seit wenigen Wochen auf Good-Will-Tour geht. Doch einige Landwirte fürchten, daß ihnen die Existenzgrundlage genommen wird.

Der Landkreis Osterholz hat dagegen (gemeinsam mit der inzwischen abgelösten CDU-Landesregierung) schon vor Monaten ein Planungsbüro aus Hannover beauftragt, ein entsprechendes Gutachten zu erstellen. Es soll auch Fragen von Agrarstruktur, Wasserwirtschaft und Fremdenverkehr berücksichtigen. Der Landkreis hofft darauf, daß die Einstufung des Teufelsmoores als Nationalpark, besonders wenn damit seine „gesamtstaatlich repräsentative Bedeutung“ anerkannt würde, erhebliche Bundes- und Landesmittel freisetzen wird. MdB Börnsen zeigt sich in dieser Frage zuversichtlich: Er glaubt, daß rund 50 Millionen Mark Bundesmittel aktiviert werden könnten — „Ein Ausgleich für die heutige Strukturschwäche dieses Raumes“ (Börnsen). Erhebliche Mittel müßten dabei in die Sicherung der landwirtschaftlichen Betriebe fließen.

Auch der Bremer Ökologie- Professor Gerd Weidemann fordert u.a. die agrarökonomische Ausrichtung eines solches Nationalpark-Konzepts : Betriebsgrößen, Wirtschaftsweisen, finanzielle Stützen der Landwirte seien wesentliche Kriterien für das Überleben in dieser Landschaft.

Das potentielle Nationalparkgebiet der Teufelsmoor-Wümmeniederung zwischen Bremen, Ottersberg, Wesermünder und Zevener Geest, Osterholz-Scharmbeck und Gnarrenburg ist kein Originalmoor mehr und als solches auch nicht wiederherstellbar. Der Ökologe Weidemann plädiert trotzdem für den Stopp des Torfabbaus in dieser Region: um eine Wiedervernässung der abgetorften Flächen sinnvoll angehen zu können, um sie langfristig zu regenerieren und den typischen Moorpflanzen als Lebensraum wieder zu erschließen.

Ein Stopp des Torfabbaus würde jedoch bedeuten: Die Abbaurechte müßten der ansässigen Torfindustrie abgekauft werden. „Ich habe zwar noch nicht gerechnet, weil dies noch kein Thema war — doch das würde bestimmt nicht billig, da wir enorm investiert haben“ sagt Volker Nonnenmacher, Geschäftsführer der 45 Mitarbeiter zählenden Turba- Torfindustrie in Neu St. Jürgen, die seit 1919 und per Vertrag zeitlich unbegrenzt Torf abbaut. Birgitt Rambalski