Jüdischer Friedhof in Berlin geschändet

Berlin (taz) — Auf dem Friedhof der orthodoxen Jüdischen Gemeinde Adass Jisroel in Berlin Weißensee wurden am Samstag zwölf Grabsteine umgestürzt und teilweise zerstört. Die Schändungen von jüdischen Grabstellen in Berlin wie auch in der BRD haben in den letzten Wochen stark zugenommen. Allein in Baden-Württemberg sind in diesem Jahr zwölf größere Friedhofszerstörungen bekanntgeworden. In Hechingen und Ihringen fanden in der vergangenen Woche Schweigemärsche statt. Seit Weihnachten 1988 wurde der Friedhof der Gemeinde Adass Jisroel in Berlin immer wieder verwüstet. Im Oktober 89 und im April 90 fanden sich „Juden raus“- Aufschriften auf Grabmälern und Friedhofsmauern. Mehrmals wurde an hohen jüdischen Feiertagen Schweinefleisch über die Gräber gekippt. Nicht eine Grabschändung wurde von der Polizei verfolgt. Der zuständige Kriminalrat von Weißensee, Oberleutnant Zwicker, nahm in keinem Fall Ermittlungen auf, weil „diese Ereignisse nicht die öffentliche Ordnung der DDR gestört hätten“. So referierte der Gemeindevorstand die Position der Polizei. Diese bestätigte zwar die jüngsten Zerstörungen, fände aber keinen Hinweis auf „politische Motive“. Nicht auszuschließen sei, „daß, wie früher, Kinder und Jugendliche beteiligt gewesen sind“. aku