Männer brauchen Masken

■ Manager wollen sich beim Barbier entspannen lassen / Modetrends

Wo kann der gestreßte Mann sich heute noch entspannen? Nur beim Friseur, gibt die Innung der Haareschneider Auskunft. Der Manager wie der einfache Angestellte legen zunehmend Wert auf ein gepflegtes Äußeres - und machen dabei längst nicht mehr bei seidig- disignten Krawatten und figurbetonten Seidenslips halt. Der Trend-Mann der 90er läßt sich bei seinem Friseur zur Entspannung kühlende Gesichtsmasken auftragen, die Nägel maniküren, Nacken und Gesicht massieren und: Typ-beraten.

„Männer bekennen sich zur Mode“, versicherte Obermeisterin Brigitte Seekamp gestern, als die Bremer Friseur-Innung in der Vegesacker „Strandlust“ die Trends für die kommende Herbst/Winter-Saison vorstellte. Die Frisurenmode für den Herrn ist „maskulin“ und „edel“: Maskulin steht dabei für sportlich, dynamisch - auf dem Kopf äußert sich das in „strengen vorderen Konturen“. Das lange Oberkopfhaar fällt „progressiv“ in die Stirn, eine Dauerwelle wird zur Formgebung gezielt eingesetzt.

Die „edle“ Variante für modische Männerfrisuren ist an Seiten und Nacken kurz, das Oberkopfhaar hat „natürlich“ zu fallen, wobei gezielt gewickelte Dauerwellen durchaus nachhelfen können — „Mythos“ nennt sich diese (auch für die reife Frau kreierte) Mode- Richtung. Männer wählen dabei zunehmend Farbe, um sich „Pep“ zu verleihen. Auch Augenbrauen und Wimpern lassen sie sich färben: „Aber immer natürlich“, betonen die Experten.

Dafür greifen die Männer bereitwilllig tiefer ins Portemonnaie: Der fachkundige Rat, die „individuell eingesetzte“ Systemtechnik sind ihnen bald mehr Wert als den Damen. Erfreulicher Nebeneffekt (an dem die modebewußten Kundinnen kräftig mitwirken): Die Friseurbranche erlebt einen Aufschwung, die Löhne werden im Oktober kräftig steigen können.

Das Grundprinzip der Herbst- und Wintertrends wird, so das Diktat der Modemacher, von der Natur beherrscht: warme Töne, Erdfarben bestimmen das Bild. Der Trend zur Natur sei aber auch Ausdruck gestiegenen Umweltbewußtseins: Die KundInnen wollen weg von der Chemie. Kajal, Henna und Sandelholz erobern Badezimmerschränkchen und Friseurregale. Glänzende und damit vermeintlich gesunde Haare gewinnen an Priorität. Der Pflegeaspekt sei fast wichtiger als der Schnitt — „Leben in jeder Form“ faßt der Friseurmeister das Lebensgefühl seiner Klienten zusammen.

Nur stehen die Männer noch nicht ganz so frei wie Frauen zu ihrem Pflege-und Kosmetikbedürfnis: Es empfehle sich für den modernen Friseurbetrieb doch noch die ein oder andere geschlossene Kabine. Denn noch lasse sich die männliche Kundschaft Gurkenmaske und Bier-Ei- Packung doch lieber im Verborgenen verpassen. ra