Eine humane Idee endet im Chaos

■ Das geplante FrauenAltenHaus in Lichterfelde hat bei den Behörden keine Chance mehr: Die Initiatorin hat sich zu sehr im Finanz- und Bürokratiedickicht verrannt

Steglitz. Für die Altenpflegehelferin Karin Fehlau ist die Idee eines alternativen FrauenAltenHauses wohl nun endgültig geplatzt: Unter ihrer Regie wird das FrauenAltenHaus in Lichterfelde seine Pforten auch in Zukunft nicht öffnen. Wie Sprecher Gallon gestern erklärte, beabsichtige die Gesundheitsverwaltung, der Frau mitzuteilen, daß sie für eine Heimgenehmigung keine Möglichkeiten sehe. An der dafür erforderlichen betriebswirtschaftlichen wie auch persönlichen Zuverlässigkeit bestünden erhebliche Zweifel.

Anlaß zu Zweifeln gibt jedoch nicht das zugrundeliegende Konzept. Die Idee, im Gegensatz zu herkömmlichen Altersheimen alten Frauen einen angenehmen und selbstbestimmten Lebensabend zu ermöglichen, wurde im Gegenteil sehr wohlwollend aufgenommen. Realisieren aber müssen sie wohl andere — denn die Zweifel entzünden sich zunehmend an der Person Karin Fehlau.

Sie hatte sich bereits im April für den drei Häuser umfassenden Komplex in Lichterfelde mit der Absicht interessiert, die Häuser für ihr Projekt zu kaufen. Da sie jedoch, wie der Bevollmächtigte des Eigentümers, Schirmacher, erklärte, über keinerlei Bürgschaft verfügte, habe sie noch nicht einmal einen Mietvertrag erhalten. Um Vorbereitungsarbeiten durchführen zu können, wurden ihr aber bereits die Schlüssel ausgehändigt.

Seit Mai sei Fehlau jetzt mit ihren MitarbeiterInnen — die sie angeblich ebenfalls nicht oder nur teilweise entlohnt — im Haus, ohne jedoch einen Pfennig Miete zu bezahlen. Ihre Begründung: Es funktionieren weder Heizung noch Warmwasser. Laut Schirmacher aber habe der Eigentümer zwar damals zugesagt, die Heizung im Sommer zu installieren, sich aufgrund der Mietrückstände von dieser Verpflichtung jedoch entbunden gefühlt.

Zur Zeit läuft in seinem Auftrag eine Räumungsklage gegen die Frau, die außerdem in dem Haus stehendes Eigentum des Besitzers verkauft haben soll. Der Pfändungsversuch an Frau Fehlaus BMW scheiterte jedoch am Montag an einer fehlenden richterlichen Verfügung. Mittlerweile wurde der Wagen von Fehlau vom Hof geschafft.

Weiterer Stolperstein: Das Haus soll nach Angaben einer ehemaligen Geschäftsführerin des FrauenAltenHauses nicht versichert sein. Nichtsdestotrotz wohnen seit kurzem drei alte Damen dort — mit kleinen Heizlüftern und ohne warmes Wasser. Grundlage ist ein sogenannter Urlaubsvertrag, der auch der taz vorliegt. Der Vertrag weist zwar darauf hin, daß das FrauenAltenHaus noch keine Betriebsgenehmigung hat und keine Verpflichtung besteht, die Urlauberin als Heimbewohnerin zu übernehmen, ein handschriftlicher Zusatz macht jedoch stutzig: Er ist als Zusage zu deuten, die jeweilige Frau eben doch als Heimbewohnerin zu übernehmen, und dies könne »als Indiz gewertet werden, die Heimgesetzgebung umgehen zu wollen«, so Gallon.

Fehlau wollte sich am Montag trotz mehrmaliger Nachfragen nicht zu den gegen sie erhobenen Vorwürfen äußern. Mittlerweile ist auch der zuständige Steglitzer Gesundheitsstadtrat Bensel alarmiert: Er will die Verhältnisse vor Ort prüfen lassen und gegebenenfalls veranlassen, daß die drei alten Damen woanders untergebracht werden.

Schon jetzt muß sich Karin Fehlau vor Gericht verantworten: Die ehemalige Geschäftsführerin stellte Strafantrag wegen Scheckbetrugs und Konkursverschleppung, wegen Betrug und Unterschlagung persönlicher Unterlagen klagt die ehemalige Wirtschaftsleiterin. In ihrer Funktion als Vorsitzende des »Senioren- Generationenverbundes e.V.« soll Fehlau außerdem Senatsgelder veruntreut haben. Die monatlichen Zuschüsse in Höhe von 5.000 Mark hat die Senatsverwaltung mittlerweile gestoppt. maz