PRESS-SCHLAG
: "Die Inkarnationder Blasphemie"

■ Oldies der "Deutschen Jugendkraft" (DJK) versumpften in der Weinpfalz

Sehen sich „Ehemalige“ wieder, dann war's früher immer besser, schöner... Bei Sportlerinnen und Sportlern ist dies nicht anders, die Ex-Leistungs- und Rekordbeflissenen aus diversen DJKs, den Stützpfeilern des katholischen Sports, übertrafen sich gegenseitig beim „Bundestreffen der ehemaligen Leistungssportler“ der „Deutschen Jugendkraft“ in Ludwigshafen. Ganz und gar unchristlich grenzten die selbsternannten „Gesinnungsethiker“ und Wächter über die Sauberkeit im Sport alles aus, was ihnen ketzerisch erschien.

Beelzebub Nummer 1: Diego Armando Maradona aus Argentinien. Längst denkt kaum einer mehr an Italia '90, da erinnerten sich an die vierzig gläubige (oder scheinheilige?) Strafraumfuzzies an Mexico '86, die „Hand Gottes“, die Bertram Schwiertz, Vize-Europameister im Dreisprung in Haarlem 1973, immer noch in Harnisch brachte, richtig böse werden ließ. Der Profi-Sport sei „fundamental verdorben“ und von Betrügern wie dem Weitspringer Evangelisti und eben Maradona nur so durchsetzt, dessen „Hand Gottes“ gar die „Inkarnation der Blasphemie“.

Meinte er das ernst? Er meinte, und wer die Turnschuh-Katholen, die gerade erst das Morgenschwimmen absolviert hatten, so sah und hörte, geriet ins Grübeln ob ihrer Motivation zur leibesüblichen Betätigung. „Sport als Lebensschule“, „Gnade des Sieges“, „Würde der Niederlage“ — leere Worthülsen geisterten durch den Saal. Der Dreispringer im Meßdiener-Look geißelte zänkische Vereinsvorstände, relativierte aber: „Besser ein schlechter Vorstand als überhaupt keiner.“ Und der 20fache Deutsche Meister im Kunstkraftsport, Peter Landgraf, der heute für Recht und Ordnung streitet, versteigt sich im grünen Trikot zu dem Heils-Wort, Kinder und Jugendliche, die im Verein Sport treiben, seien anders als die anderen, eben später die besseren Erwachsenen. Das allerdings ist ein fataler Irrtum, sieht man die ehemaligen DJKlerInnen in Aktion.

Auch Ulrich Weiler, Frauen- Handballnationaltrainer, wollte da keine Ausnahme machen. Ein echter Chauvi, sprach er selbstbewußt von „meinen Mädchen“ und philosophierte anhaltend über sein maskulines Trainerglück mit den Seinen: „Männer mögen halt Frauen, und Frauen mögen auch Männer!“ Aha!

Ein leibhaftiger Olympia-Priester war auch mit von der Partie, einer, der sich um entzündete Blinddärme jenseits des OP kümmert, um (geistig) Verwirrte im olympischen Durcheinander, um selbstzweifelnde Hockeyspielerinnen und resignierte Zehnkämpfer.

Roll-Back war angesagt, auch im katholischen Sport muß das Religiöse wieder „mehr Bedeutung erlangen“, Johannes Paul II. läßt grüßen. „Leistungsfetischismus“ ist out, Breitensport der neue Götze. Der Wille zum Sieg ist des Teufels, achte deinen Gegner mehr als dich selbst.

In einer der dargebotenen DJK- Broschüren weichen die schwarzen Fundis jedoch von ihrer selbstgestrickten Norm ab — vermummte Männer mit hölzernen Schlägern werden glorifiziert, die gottesfürchtigen Cracks des SB Rosenheim, Vizemeister und gar nicht so gewaltfrei. Wenn die Friesens, Reils, Ahnes und Blums die DJK- Predigt allzu stark verinnerlichen, ist es allerdings mit Meisterehren ein für allemal vorbei, sind die Play-offs ein so unerreichbares Ziel wie das Paradies, und ist jeder Bodycheck ein Fall für den Beichtstuhl. Günter Rohrbacher-List