Neue Streiks in Rumänien Proteste in Temeswar

Bukarest (taz) — Bis gestern ging die rumänische Regierung nicht auf die Forderungen von 23.000 streikenden Hafenarbeitern im Schwarzmeerhafen Constanta ein. Die Hafenarbeiter verlangen eine über 30prozentige Lohnerhöhung, die Entfernung alter Direktoren und eine Wirtschaftsreform. Ähnliche Forderungen hatten schon vor zwei Wochen Zehntausende Arbeiter des rumänischen Maschinenbaus im Kronstädter Industriezentrum gestellt. Seit letzten Freitag wird dort ein Bummelstreik durchgeführt.

In Temeswar demonstrierten am Montag abend 10.000 Menschen. Mehrere Redner, unter ihnen der Vorsitzende der Gesellschaft „Timisoara“ Vasile Popovici, wandten sich gegen Veröffentlichungen in der Zeitung 'Romania Mare‘ (Großrumänien), in denen die Revolution von Temeswar im letzten Dezember als „blutiges Werk fremder Agenten“ hingestellt wird. Mit dieser Darstellung versuchten die Schuldigen an den Morden einer Anklage zu entgehen. Der Securitate-Chef Julian Vlad erklärte vor Gericht, er habe sich von Anfang an am Putsch gegen Ceausescu beteiligt. Seine Geheimdienstleute hätten sogar ein Blutbad verhindert. Er werde aus politischen Gründen angeklagt, so Vlad weiter, damit sich „Präsident Iliescu als großer Retter weiter brüsten könne“. Das Gericht vertagte den Prozess bis 15. Oktober.

Roland Hofwiler