Vermarktetes Gesamtpaket

■ Lauter Highlights der Saison 1990/91 in der Stadthalle Bremen

„Nehmen Se doch bloß mal das Grünzeug wieder weg, wir sind hier doch nicht bei 'ner Greenpeace-Veranstaltung“ ruft Stadthallendirektor Seesing launig den weiblichen Bediensteten zu, die mit Tabletts voller Salatteller Anstalten machen, den Journalisten von jetzt auf gleich das „gemütliche Mittagessen“ zu servieren, von dem in der Einladung zur Pressekonferenz die Rede war. Aber gemütlich wird's erst später: mit wurstfingerdick geschnittenen Roastbeefscheiben und ordentlich Bratkartoffeln samt Remouladensoße, auf die sich die bekanntermaßen unterernährten Journalisten stürzen. Da kehrt auch endlich Ruhe ein, und man kann allmählich all die Wunderdinge im Kopf sortieren, von denen Herr Seesing, Herr Dietrich vom Hochbauamt und ein Herr vom Kooperations-Maritim gesprochen haben: Die Saison 1990/91 des „Schaufensters von Bremen“, der „Halle für alle“, die „immer ganz oben im Hallenvergleich ist“.

„Highlights“, nur „Highlights“ kündigt Heinz Seesing an: Im „Pferdesportgeschehen“, im „Volleyballbereich“ — die Volleyball-WM 1994 wird wahrscheinlich in Bremen ausgetragen, was sich Ende September entscheiden soll —, im „Schoobereich“ — überhaupt im gesamten „Veranstaltungsgeschehen“ der kommenden Saison. Zwar ist der „Pop-Bereich leider rückläufig“, aber dafür „entwickelt sich das Bremen-Marathon ausgezeichnet“, und auch auf sowas wie Haifisch-Schau soll nicht verzichtet werden, auch wenn, wie Herr Seesing zu bedenken gibt, es schon mal vorkommen kann, „daß unterwegs plötzlich die Haifische sterben, und das hat natürlich einen Hintergrund. Aber pädagogisch sind solche Ausstellungen sehr wichtig.“

Noch wichtiger ist natürlich das „Kongreßgeschehen“, das mit den Veranstaltungen zusammen „als Gesamtpaket vermarktet“ werden soll: „Kongreß-und Hallenbereich“ gemeinsam sind für Bremen, wie der Herr vom Maritim frohlockt, „eine Riesenchance“, denn Bremen, die „sehr attraktive Stadt“, wird „übers Rahmenprogramm verkaufbar sein“. „Wieviele konkrete Buchungen gibt es denn inzwischen?“, hackt einer der Journalisten ins zukunftsfrohe Harmoniegeschehen. Oh, darüber darf man noch keine Auskunft geben, das wäre Vertragsbruch, das ist nicht fein. Die Herren murmeln von einer „ungenannten Bank“ und von „großen Parteien“, die kommen wollen. Und schließlich, sagt Herr Seesing silberzüngig,„geht man nicht in die Kirche, wenn es keine gibt.“ Sybille Simon-Zülch