Mit Bildern gegen Vorurteile

■ Ausstellung über Sinti und Roma im Bürgerhaus Vegesack

Sinti und Roma wurden „überwiegend nicht aus rassistischen Gründen“ verfolgt. Das geschah lediglich wegen ihrer „asozialen und kriminellen Haltung“.

Nachzulesen ist dies im „Runderlaß E19“ des Baden-Württembergischen Justizministeriums vom Februar 1950. Er ist Bestandteil der Ausstellung „Sinti und Roma-Bürger unseres Staates“, die vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma zusammengestellt und am Mittwochabend eröffnet wurde. Zu sehen ist sie noch bis zum 29. September im Foyer des Bürgerhauses Vegesack als Teil eines umfangreichen Rahmenprogrammes zur derzeit am gleichen Ort laufenden Anne- Franck-Ausstellung.

Es wird deutlich: Sinti und Roma, damals wie heute als „Zigeuner“ oder „Landfahrer“ beschimpft, waren genauso Opfer der Nazi-Verfolgung, wie die Juden. Bilder zeigen „Rassenuntersuchungen“ von deutschen Ärzten, zusammengepferchte Menschen in einer Baracke des Konzentrationslagers Auschwitz, denen man ihr Leid an verzerrten Gesichtern ansehen kann.

Rund eine halbe Million Sinti und Roma fielen dem Nazi-Terror zum Opfer. Sie wurden in KZs, wie Auschwitz, Dachau und Buchenwald vergast. In den Genuß finanzieller Entschädigungen jedoch kam kaum ein Sinti oder Roma. „Wenn einer mal Geld kriegte, wurde er mit 5.000 Mark abgespeist“, erzählt Ewald Hanstein vom Bremerhavener Verband der Sinti und Roma. Und: „Viele der damaligen Opfer leben heute von der Sozialhilfe.“ 40.000 Sintti und 20.000 Roma leben heute noch in der Bundesrepublik.

So sind denn auch im zweiten Teil der Ausstellung meistens Fotos von Demonstrationen zu sehen, damit diese Menschen endlich zu ihrem Recht kommen. Der Gegensatz: menschenunwürdige Behausungen, aus Holz und Metall zusammengezimmert, in deutschen Städten 1981.

1978/79 organisierten die Sinti und Roma sich im Zentralrat, der seinen Sitz in Heidelberg hat. Ziel: die Bevölkerung aufklären, u.a. mit Hilfe dieser Ausstellung, von der es auch in den anderen Bundesländern Kopien (insgesamt 16) gibt. Eine offensichtlich notwendige Aufklärungsarbeit: Denn: Angesichts tausender Sinti und Roma aus den osteuropäischen Ländern, die in die Bundesrepublik wollen, kommen Vorurteile in der Bevölkerung wieder hoch: „Zigeuner klauen und sind gewalttätig“. Hanstein: „Wir müssen wachsam sein.“ ubu