Krupp will Berliner Dependance aufgeben

■ Joint-venture mit dem Walzwerk Finow soll durch den Verkauf des Berliner Stahlwerks finanziert werden

Tempelhof. Akut gefährdet sind die 350 Arbeitsplätze des letzten traditionellen Stahlbaubetriebs Berlins. Wie die IG Metall mitteilte, beabsichtigt die Firma Krupp Stahlbau GmbH & Co KG, ihr Firmengrundstück in Tempelhof zu verkaufen, um damit ein geplantes Joint-venture- Abkommen mit dem Walzwerk Finow in Eberswalde finanzieren zu können.

Vor Betriebsräten des Walzwerkes habe der Vorstandsvorsitzende der Krupp Stahl AG, Harnisch, erklärt, daß die Firmenleitung beabsichtige, »den Stahlhandel und Stahlbau von West-Berlin in die Walzwerke Finow zu verlagern, damit die Arbeitsplätze in Finow gesichert werden«.

Für die IG Metall bestätigt sich damit die mehrfach geäußerte Befürchtung, daß eine erhebliche Anzahl von Arbeitsplätzen in West-Berlin durch die »Herstellung der deutschen Einheit gefährdet« ist. Sie befürchtet ebenfalls, daß — sollte »der wirtschaftliche Aufschwung auf dem Gebiet der noch existierenden DDR« durch Arbeitsplatzabbau in West- Berlin realisiert werden — sich die sozialen Konflikte im westlichen Teil der Stadt verschärfen werden.

Der Bevollmächtigte der IG Metall, Manfred Foede, hat in einem Schreiben Arbeitssenator Wagner an das vom DGB vorgeschlagene Projekt »Zukunftsinitative Berlin-Brandenburg« erinnert, in dem neben der Beibehaltung des Berlinförderungsgesetzes ein regionales Wirtschaftsförderprogramm in Höhe von 50 Milliarden Mark gefordert wird. Darin heißt es, daß Investitionsmaßnahmen in der DDR nicht durch den Abbau von Arbeitsplätzen in West- Berlin, sondern durch zusätzliche Gelder von der Bundesregierung finanziert werden müssen. Die von Krupp geplante Verlagerung sei deshalb besonders »skandalös«, weil Krupp erst in letzter Zeit vom Berliner Senat erhebliche Aufträge für Brückenrekonstruktionen erhalten hat. aku