Ein Kessel Buntes

■ „Gottschalk“, RTL plus, Mittwoch, 20.30 Uhr

Durch einen geschickten Schachzug haben die Autoren dieser neuen Personalityshow die vorliegende Kritik schon wertlos gemacht. Die Erstausgabe der neuen RTL- Show Gottschalk mit dem smarten Thomas als Namens- und Stichwortgeber sollte nämlich, so der redegewandte Moderator, völlig untypisch, weil mehr Eröffnungsparty als Pilotsendung, sein. Nur diesmal würde er beispielsweise einen Anzug tragen. Das kann uns recht sein. Boulevard soll seine Sendung künftig bieten, ungewöhnliche Menschen und solche, die Interessantes getan oder zu sagen haben. Geht auch in Ordnung. Am Premierenabend gab sich Gottschalk zunächst einmal als Conferencier eines bunten Abends. Das Programm war ein Kessel Buntes; Livemusik, Tierdressur, Ballett, Überraschungsgäste — eine Revue ein wenig in der Traditon der Varietépaläste und Spezialitätentheater, flott, übermütig und ein klein wenig albern präsentiert. Als Kind muß dieser Mensch mal in einen Schlagfertigkeitsfallout geraten sein und eine schwere Spontanitätskontamination erlitten haben.

Allerdings gelingt auch diesem Sonnenscheinchen nicht alles. So gab es eine Fortsetzung seiner glücklosen Versuche, prominente Hollywoodstars ans Telefon zu bekommen. Diesmal sollte Warren Beatty interviewt werden, war aber nur ganz kurz zu sehen und blieb ansonsten absent. Viel unterhaltsamer und kurzweiliger als jedes Gespräch aber war, wie Gottschalk das Mißlingen dieser Aktion delikat überspielte. Mehr Glück hatte er mit seinen Gästen Götz George und Roger Moore, die er der cleveren Wahl des Drehorts verdankt. Gottschalk nämlich wird live in den Münchner Bavaria Studios produziert, wo Stars aus aller Welt gleich nebenan filmen — kein Problem, einen mal eben in die andere Halle zu bitten.

Die ganze Sendung war ein liebenswertes Durcheinander, das sich wohltuend abhob von der betulich durchgeplanten und aseptischen Cellophantütenpräsentation öffentlich-rechtlicher Supershows. Da wandte sich der Moderator mal mit dem Rücken zur Kamera, stand ein Gast im Bild, trat die Maskenbilderin zum schwitzenden Gottschalk vor die Kamera, um ihn abztupfen, verzögerte sich eine Einblendung und anderes mehr. Nicht diese kleinen Pannen sind eigentlich das peinliche, sondern wenn der Showmaster nicht mit ihnen umzugehen versteht. In dieser Hinsicht braucht man bei Thomas Gottschalk nichts zu befürchten. Nur einmal verschlug es ihm sekundenlang die Sprache, als überraschend der in feinstes Leder gewandete Götz George aus einem Auto sprang, das gerade zur Verlosung feilgeboten werden sollte. Das Unerwartete soll Programm sein beiGottschalk. Wenn das so bleibt und eine gewisse Qualität des Gebotenen gewahrt bleibt, ist diese Sendung eine Bereicherung. Aber wie gesagt: Demnächst soll ja alles ganz anders werden.Herr Dittmeyer