Kirche soll sich ihrer Stasi-Vergangenheit stellen

Berlin (taz) — Der Sprecherrat der Bürgerrechtsbewegung Demokratie Jetzt (DJ) hat die Kirche in der DDR aufgefordert, sich einem heiklen Thema zu stellen — der eigenen Stasi-Vergangenheit. Über die laufende Debatte um den Verbleib oder den Umgang mit den Stasi-Akten hinaus gehe es „in der Hauptsache um die Bewältigung der Vergangenheit“. Der Aufruf der DJ-Sprecherratsmitglieder Hans-Peter Schneider, Stephan Birckhardt und Hans- Jürgen Fischbeck wurde gestern in Leipzig auf der Bundessynode der evangelischen Kirchen der DDR verteilt. Die Aufgabe der Kirche sei nun, die „eigene Verstrickung mit dem heimlich-unheimlichen Stasi-Apparat zur Sprache zu bringen“. Schließlich hätten auch in den Gemeinden und in der kirchlichen Mitarbeiterschaft inoffizielle Mitarbeiter, und villeicht sogar „Offiziere im besonderen Einsatz“ der früheren Staatssicherheit gearbeitet. Die Kirche hätte in der Vergangenheit Vertrauen und Autorität dadurch gewonnen, daß sie „zur Stimme der von Unrecht und Unterdrückung betroffenen“ geworden sei. Nun sei sie „neu aufgerufen zu stellvertretendem Tun“. Die Kirche solle sich nun auch zum sachdienlichen Umgang mit den Stasi- Akten äußern, „damit erneutes Unrecht verhindert, und ein Zusammenleben ohne Haß, aber auch ohne Falschheit möglich wird“. wg