Nie mehr Ärger mit dem Auto

■ Projekt „Stadt-Auto“ macht Autofahren ökolo- und ökonomischer / 10 Leute teilen sich ein Auto

Mit einem richtig guten Auto fahren, wann und wohin auch immer — und gleichzeitig den Schadstoffausstoß senken, das Verkehrschaos in der Stadt verringern und die eigenen Kosten senken — das geht demnächst in Bremen. Ein Car-Pool ist das Geheimnis. Im Verein Öko-Stadt hat sich das Projekt „Stadt-Auto“ gegründet, das ab November an Mitglieder 24 Stunden am Tag Autos verleiht.

Ein Beispiel: Frau Müller möchte am Samstag morgen den Großeinkauf in einem Einkaufszentrum am Rande der Stadt erledigen. Danach ist sie mit ihrer Schwester in Ritterhude verabredet.

Am Abend vorher hat sie bei der Telefonzentrale angerufen und gebucht, und zwar von 10 bis 18 Uhr. Frau Müller wohnt in der Stader Straße. Von dort fährt sie mit der Straßenbahn zum Brommy-Platz, wo drei der „Stadt-Autos“ stehen. Sie entnimmt dem Park-Tresor Papiere und Schlüssel. Sie überprüft kurz, ob eine Beule am neuen Kadett-Kombi ist, und los geht's.

Vollbeladen mit Sonderangeboten kommt sie abends zu Hause an. Das reicht erstmal für die nächsten 14 Tage. Um kurz vor sechs liefert sie das Auto wieder am Brommy-Platz ab. Dort steht es nur bis 22 Uhr: Dann fahren vier junge Leute damit in die Disko.

Frau Müller werden vom Konto 30,50 Mark abgebucht: 20 Mark für 8 Stunden und 10,50 Mark für 30 Kilometer. Die vier Disko-Gänger teilen sich 12 Mark. Bei Langstrecken entfällt die Stunden-Gebühr von 2,50 Mark, und der Kilometerpreis steigt auf 38 Pfennige. Abgerechnet wir jeweils die günstigste Möglichkeit.

Wer bei „Stadt-Auto“ mitmachen will, muß sich vertraglich verpflichten, sein eigenes Auto abzuschaffen. 1.000 Mark Kaution, vierprozentig verzinst, muß jedes Mitglied bei Eintritt in das Projekt hinterlegen. Kein Problem, denn so viel bleibt meistens beim Verkauf der eigenen Karosse übrig. Die rund 500 Mark, die der eigene Wagen Monat für Monat verschlungen hat, kann frau in Zukunft getrost für die geplante Flugreise ansparen.

Für Menschen, die ihr Auto täglich brauchen, und damit auch noch in Urlaub fahren wollen, ist das „Stadt-Auto“ nicht gedacht. Aber sogar für Leute, die bis 10.000 km im Jahr fahren, ist die Teilnahme noch kostengünstiger als der Luxus eines eigenen PKWs.

Je mehr TeilnehmerInnen das Projekt hat, desto mehr Autos können über die Stadt verstreut bereitstehen. Ähnliche Projekte in Berlin und in der Schweiz haben bereits gezeigt, daß die Bedürfnisse der FahrerInnen schon bei einem Fahrzeugangebot von einem Auto pro zehn TeilnehmerInnen zu befriedigen sind. Auch ökologisch gesehen eine interessante Aussicht.

bear

Beratung und Kontakt zum Projekt „Stadt-Auto“ immer Montags von 18 bis 20 Uhr im Lagerhaus Schildstraße, III. Stock.